Pionier, Visionär, Reiseunternehmer, Politiker – und zeitweilig fast nur Privatier. Doch das dürfte sich wieder erledigt haben. Denn der heute 72-jährige Vural Öger startet nochmal durch. Drei Jahre nach dem Verkauf von Öger Tours juckt es dem deutsch-türkischen Unternehmer noch einmal in den Fingern: V.Ö. Travel – Vural Öger Touristik GmbH nennt sich sein neues Unternehmen, das mit Beginn der Sommersaison Reisen in die Türkei anbieten will. Langfristig sollen auch noch Spanien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate ins Portfolio genommen werden.
Vural Öger gilt als der Pionier des Türkei-Tourismus. 1969 bot er als erster mit der Fluggesellschaft Öger Türk Tur Direktflüge von Hamburg in die Türkei an, damals noch als Flugdienst für Gastarbeiter. Später gründete er Öger Tours und etablierte sich als führender deutscher Anbieter von Pauschalreisen in sein Geburtsland. Im Jahr vor der Übernahme durch Thomas Cook machte Öger Tours 256 Millionen Euro Umsatz, aber auch einen Verlust von 7,3 Millionen Euro.
Nach dem Verkauf von Öger Tours an Thomas Cook habe ihn die Branche „weiterhin fasziniert“. Nun wolle er „vom Spielfeldrand wieder auf den Platz zurückkehren“, schreibt Öger in dem Brief an die Reisebüros. Dort wird das Comeback unterschiedlich aufgenommen: Während sich einige Reiseverkäufer in diversen Facebook-Foren noch an seine Aussagen erinnern, das Reisebüros ohne Zukunft seien, honorieren andere Ögers Fachwissen und Erfahrung. In Letzterem sieht der Alt-Unternehmer seine Chance. „Gerade in der Reisebranche“ fehle es an persönlich geführten Unternehmen, „die auf konkrete Vorstellungen und Wünsche der Kunden vertrauensvoll eingehen“, erklärte Öger.
Ganz freiwillig war die Pause von Vural Öger nicht. Eine Klausel in dem Verkaufsvertrag von Öger Tours verpflichtete ihn, drei Jahre lang nicht in der Tourismusbranche tätig zu werden. Pünktlich zum Ende der Sperrfrist ist er nun zurück und hat sich große Ziele gesteckt: Im laufenden Jahr will er zusammen mit seinen 16 Mitarbeitern bei V.Ö. Travel 100.000 Reisen vermitteln und bis zu 10.000 Reisebüros als Vertriebspartner gewinnen. „Wir wollen uns als mittelständischer Veranstalter etablieren“, erklärte der Firmenchef gegenüber Handelsblatt Online.
In einem Interview mit der Travel Tribune gibt er sehr interessante Einblicke, welche Regionen in der Türkei sich künftig wie entwickeln könnten. So sagt er, dass „die türkische Riviera Leider eine überwiegend eine preisgünstige Destination geworden ist. Dagegen habe ich immer gekämpft, aber auf Dauer kann man das alleine nicht erfolgreich machen. An der türkischen Riviera geht der Trend ganz klar hin zu einem All-Inklusiv-Paradies für Touristen, die mit einem kleinen Budget Urlaub machen wollen.“ Hingegen entstehe an der Ägäis „langsam so etwas wie ein Toskana-Tourismus: Mit schönen Landschaften, kleinen Boutique-Hotels in authentischer Architektur. Dort können wir auch höhere Preise abrufen.“
Bisher hat der neue Reiseveranstalter wohl nur eine Facebook-Präsenz. Doch ist der Start seines neuen Reiseveranstalters zum Jahresanfang optimal kurz vor der ITB Berlin, der weltgrößten Reisemesse. Da werden wir mit Sicherheit mehr von Vural Öger hören und sehen.
Quelle: Touristik Aktuell, Travel Tribune und Handelsblatt.