Es ist Abend. Die MS Deutschland bereitet sich langsam zum Auslaufen vor. Gastautorin Stephanie Freienstein freut sich auf einen traumhaften Abend im Hamburger Hafen. Auf den Außendecks sind bald die besten Plätze belegt. Sie garantieren eine einmalige Aussicht mit einem phantastischen Rundumblick. Der Hamburger Hafen mit Hafencity und Speicherstadt, dem Containerterminal und den Landungsbrücken ist allemal einen Besuch wert und zieht viele Gäste, Touristen und Einheimische immer wieder magisch an. Schiffe beobachten, Shipspotting ist ein beliebtes Hobby und nicht nur mancher Hamburger hat seinen Stammplatz, um zu fotografieren oder auch einfach nur zu schauen: die überwältigende Größe der Schiffe lässt den Gast am Kai ehrfürchtig aufsehen zu den gigantischen Ozeanriesen.
An Deck eines solchen Schiffes ändert sich indessen die Perspektive. Die Welt außen wird klein. Man blickt man auf das ameisengleiche Treiben herunter: Die Arbeiter am Kai, die Menschen, die Autos, alles schrumpft. Geschäftig schippern die Kähne der Hafenrundfahrten um die Deutschland. Ganz klar ist das ZDF-Taumschiff eine Attraktion für Hafentouristen zu Wasser und zu Lande. Immer mehr Menschen sammeln sich an den Kais, um die Ausfahrt der Deutschland zu beobachten. Die Stimmung steigt, sowohl an Bord als auch an Land.
Die Sonne ist bereits untergegangen. Über der Stadt liegt die Dämmerung in Farben von tiefstem Grün bis hin zu Orange und Gelb. Dazu strahlen Leuchtröhren in Blau an Häusern, Kränen, Brücken und sogar an der MS Deutschland: „Blue Port“ ist eine Installation des Lichtkünstlers Michael Batz, der seit 2008 alle zwei Jahre für eine Woche den Hamburger Hafen illuminiert. Die Wirkung ist grandios: überall Lichtakzente, Linien, die Formen in die Dunkelheit zeichnen, Lichtreflexionen im Wasser…
Die Menschen an Land winken, rufen, feiern. Ich stehe da und kann mich gar nicht satt sehen.
Endlich werden die Leinen gelöst, die Traumschiffmelodie aus der Feder von James Last erklingt und mancher summt mit. Ein bisschen gerührt und erhaben fühlt sich wohl jeder in diesem Augenblick: Eine Ausnahmesituation, eine andere Welt, gleichermaßen geprägt von Fernweh und Sehnsucht nach Meer, als wäre es nicht nur eine Urlaubsreise, sondern ein Aufbruch voller Abenteuer, wie sie vormals die Seefahrer erlebt haben.
Fast fünf Stunden auf der Elbe bis zur Mündung liegen vor uns. Nach der anfänglichen Partystimmung an Bord und an Land bis hinter Blankenese kehrt langsam Ruhe ein und Dunkelheit. Weit nach Mitternacht verlässt das Traumschiff die Elbe und erreicht die Nordsee, unbemerkt von den Passagieren, die einem sonnigen Tag auf Helgoland entgegen schlafen.