Innovative, leichte, gesunde, vegetarische Küche: Viqoy heißt das neue Restaurant in München-Pasing. Das Konzept soll der Auftakt zu einer neuen Kette in Deutschland und Österreich sein. Dies versprechen uns die Inhaber des neuen Ladens. Die Inhaber, das sind Martin Kargl (32), Franziska Majer (29) und Elke Plank-Kargl (30). Die Betreiber haben es sich zum Ziel gesetzt, dass ein vegetarisches Hauptgericht gleichzusetzen ist mit ihrem Markennamen: ein „Viqoy“, ein schnell serviertes, kalorienarmes Gemüsegericht, das Ernährungswissenschaftler entwickelt haben. Genau das richtige für die LOHAS in München.
Viqoy, das steht für: VItal Quality food to enjOY. Der andere Slogan lautet: VIQOY – Vitality, Quality, Enjoy! Die erste Location ist in den Pasinger Hofgärten an der Kaflerstraße am Pasinger S-Bahnhof, dort wo die Passanten-Frequenz fast so hoch ist wie in der Innenstadt, aber die Mieten noch erschwinglich sind. Diese Positionierung ist in meinen Augen frech und mutig: Frech, weil im gleichen Gebäudekomplex auch ein Vapiano ist. Und mutig, weil sich das neue Viqoy so gleich von den richtigen Kunden beurteilen und messen lassen kann. Außerdem liegt es in einer stark frequentierten Ecke, unweit der Pasinger Arcaden, einem der vielen ECE-Einkaufszentren.
Doch halt: Kommt uns das nicht schon bekannt vor? Haben wir das nicht schon mal gehört? Ach ja, als vor drei Jahren das Greenys in der Münchner Altstadt in der Straße „Im Tal“ eröffnete – und sang- und klanglos nach nicht einmal zwei Jahren wieder verschwand. Die Lücke wurde sofort von einem Dean & David-Lokal geschlossen. Ähnliches Konzept, aber nicht vegetarisch, nicht bio, dafür gewinnorientiert. Was ist jetzt das Neue am Viqoy?
Im Viqoy bekommt der Gast zunächst eine Chipkarte – wie im Vapiano. Nachdem er aus der Speisenkarte ausgewählt hat, geht er damit zur offenen Showküche und ordert beim Koch – wie im Vapiano.
Der kann bei Lebensmittelunverträglichkeiten oder speziellen Wünschen – etwa Kohlenhydratverzicht – auch Empfehlungen geben.
Binnen drei Minuten ist das Essen fertig, die Bestellung wird auf der Chipkarte gespeichert – wie im Vapiano.
Die Hauptgerichte sind sogenannte Viqoys, die einem Gemüseeintopf ähneln. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen: Etwa das scharfe „Gute-Laune-Viqoy“, das belebend wirken soll, oder das „Landleben-Viqoy“, das entspannend wirken soll. Gemein ist ihnen, dass sie nur aus regionalem Gemüse zubereitet sind, vom Wiener Ernährungsinstitut „Papst“ nach ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten entwickelt wurden – und maximal 400 Kalorien haben. „Wir wollen dem Gast das Denken abnehmen. Bei uns muss er keine Kalorien zählen, das haben wir bereits für ihn gemacht“, sagt Franziska Majer. Hm, sorry, ich denke beim Essen nie an Kalorien.
Fleisch wird nur als Beilage gereicht: „Bei Fleisch zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität,“ sagt die 29-Jährige. Und weil der Fettgehalt von Schweinefleisch nicht ins Konzept der Jungunternehmer passt, stehen nur Fisch, Rind und Hähnchen – oder Tofuspiesschen – auf der Karte. Außerdem gibt es Salzkartoffeln, Reis, Couscous oder Rote Linsen als Beilage.
Bei meinen verschiedenen Proben zur Pressevorstellung hatte ich allerdings leider das Gefühl, dass die Mitarbeiter noch etwas Schulung oder Übung für die Spiesschen bräuchten. Das Rind war totgebraten und zäh wie Leder. Auch der Fischspieß war zäh und trocken. Doch ich denke, dass Übung hier den Meister macht.
Fruchtige Desserts, ein ausgewähltes Frühstücksangebot sowie hausgemachte Eistees und Fruchtsäfte ergänzen die Auswahl. Unterschiedliche Symbole auf der Speisenkarte weisen zudem laktose- und glutenfreie Gerichte sowie Veganes und Vegetarisches aus. Für Gäste mit sehr wenig Zeit gibt es Viqoy auch zum Mitnehmen. Die Preise bei Viqoy liegen zwischen 1,90 Euro für ein Dessert und 6,90 Euro für ein reguläres Hauptgericht. Für ein Essen mit Beilagen und Dessert sowie einem Getränk sind also ca. 10-15 Euro zu veranschlagen.
An einem iPad-ähnlichen Terminal legt der Gast die Chipkarte auf – und erfährt sämtliche Nährwerte seiner Mahlzeit: Kalorien, Eiweiß, gesättigte und ungesättigte Fette, Salz, Ballaststoffe. Zudem erfährt er, von welchen Erzeugern die Zutaten stammen, darunter viele in Bio-Qualität. Dieses Terminal ist ziemlich gut und ich denke, es ist auch absolut neu in der Gastronomie. Es ist dabei sehr aufmerksamkeitsstark im Raum positioniert. Hier kommt jeder dran vorbei. Und sollte mal eine Schlange vor der Showküche sein, dann stehen die Gäste genau vor dem Terminal.
Die Inhaber Franziska Majer und Martin Kargl arbeiteten als Unternehmensberater bei McKinsey, bevor sie beschlossen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Künftig werden sie nicht am Tresen stehen, sondern für die Geschäftsführung beziehungsweise das Marketing verantwortlich zeichnen. Kargls Frau Elke dagegen kommt aus der Gastronomie und fungiert als Personalchefin des noch jungen Unternehmens. Die drei sind die Betriebsgründung strategisch angegangen: Kargl und Majer sondierten den Markt und führten Analysen durch – so wie sie es auch als Unternehmensberater taten. „Dabei haben wir den Wunsch des modernen Menschen identifiziert, sich gesund zu ernähren, selbst wenn ihm dazu die Zeit fehlt“, erklärt Kargl.
„Unsere Gäste können sich an unseren leichten Gerichten mit gutem Gefühl satt essen“, erklärt Martin Kargl. „Dem modernen Menschen fehlt oftmals die Zeit für eine gute Ernährung. Er besitzt jedoch ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein und möchte weg vom abgepackten, einseitigen Fast Food ohne Nährwerte und mit vielen Kalorien. Essen soll zwar schnell, aber auch frisch, gesund, abwechslungsreich und lecker sein. Auch Themen wie Nachhaltigkeit, artgerechte Tierhaltung und Transparenz spielen für viele Menschen eine immer wichtigere Rolle. So verwenden wir vorwiegend regionale, saisonale und oft auch Bio-Produkte für unsere Speisen, deren Herkunft wir dem Gast komplett offen legen. Fleisch reichen wir nur als Beilage und aus regionaler Landwirtschaft.“ Das modulare Konzept stammt ursprünglich aus Wien: „Wir haben in Wien kein passendes Lokal gefunden und so starten wir in München.“
Hinter der Konzeption der Speisen stehen die Sterneköche Tom Schönbrodt aus Berlin (mit Stationen in den Restaurants „Tantris“ und „Margaux“) und Heinz Preschan aus Graz (Restaurant „Das Turm“). Ihre variantenreichen Kreationen schaffen eine im systemischen Gastronomiebereich außergewöhnliche Geschmacksvielfalt. Im Mittelpunkt des Lokals steht eine offene Küche, in der die Speisen frisch zubereitet werden – und zwar innerhalb von drei Minuten. Das gelingt natürlich nur über einen hohen Grad an Convenience – wie überall in der Systemgastronomie. Alle Zutaten kommen aus Plastikbehältern, die anschliessend im Müll landen. Die Zutaten werden zwar alle am selben Tag frisch zubereitet. Doch was an diesen Mengen Plastikmüll ökologisch sein soll, erschliesst sich mir noch nicht sofort.
Dann bin ich ja mal gespannt und drücke dem neuen Konzept die Daumen. Zum Teil ist es ein Vapiano-Me-Too, zum anderen ein Greenys- und Dean & David-Me-Too, ein weiterer Teil ist eigenes Konzept. In den nächsten Jahren, so die Ankündigung, wollen die drei Unternehmer erst in München, dann in ganz Deutschland und Österreich wachsen. Und mal sehen, vielleicht ist ja das Franchise-Netz an Viqoy-Läden bald so weltumspannend wie das von Vapiano.
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