Veltliner Weine kennt jeder. Doch das Tal Veltlin ist ein Geheimtipp. Denn das Valtellina versteckt sich in Norditalien im Dreiländereck zwischen Österreich im Norden und der Schweiz im Westen. Der Hauptort Livigno bietet dem Urlauber in einem Tal auf etwa 2.200 m üNN perfekte Voraussetzungen für Outdoor-Sport wie Wandern und Radfahren im Sommer und Skifahren im Winter. Sportler und Familien werden hier glücklich. Halligalli ist woanders. Livigno ist vor allem auch ein Shoppingparadies, im Ortskern bietet ein Laden neben dem anderen edelste Markenklamotten zu günstigsten Preisen an.
Grüner Veltliner ist jedem bekannt, zumindest jedem Liebhaber österreichischer Weine. Was wohl die allerwenigsten wissen: Der Name der wichtigsten und verbreitetsten Rebsorte Österreichs und wichtigsten autochthonen Rebsorte aus Niederösterreich entspringt dem Veltlin – doch das liegt in Italien und ist bekannter unter dem Namen Valtellina. Hier gedeihen auch einige Weine. Doch habe ich keinen einzigen Grünen Veltliner gefunden. Der Wein des Valtellina wird in der Schweiz als Veltliner bezeichnet, der aber in keinerlei Verbindung zur gleichnamigen österreichischen weißen Rebsorte steht.
Das Valtellina ist ein kleines, schmales Tal in den Alpen, das sich von der Nordspitze des Comer Sees 40 Kilometer nach Osten erstreckt. Dort gibt es Weinbau auf steil terrassierten Terrassen. Das Valtellina ist ein wahres Kleinod in Italiens vielfältiger Weinwelt. In dem schmalen Alpental schmiegen sich die terrassierten Weinberglagen in bis zu 600 m Höhe überwiegend an die Südhänge der Alpen. Tausende von Trockenmauern schützen die Böden vor Erosion: Pittoresker kann eine Weinlandschaft kaum sein! Der Valtellina wird überwiegend aus der Nebbiolo-Rebe gekeltert, die hier auch Chiavennasca genannt wird. Die Nebbiolo-Traube zeigt im Valtellina ganz andere Stärken. Hier fallen die Weine wesentlich feingliedriger, finessenreicher, subtiler aus als im Piemont.
Am bekanntesten sind der Sforzato (oder Sfursat) di Valtellina – ein Strohwein, der durch Antrocknung der Trauben gewonnen wird – und der Valtellina Superiore, ein trockener Rotwein. Beide Weine besitzen DOCG-Status. Weiterhin werden in der Region der Rosso di Valtellina DOC und der Terrazze Retiche IGT produziert. Das Produktionsgebiet für den Valtellina Superiore DOCG befindet sich in den besten Lagen zwischen den Orten Buglio in Monte und Tirano. In dieser Anbaufläche sind auch die fünf besonders geschätzten Unterzonen Grumello (78 ha), Inferno (55 ha), Maroggia (25 ha), Sassella (14 ha) und Valgella (137 ha) enthalten.
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Valtellina: Outdoor-Sport in Livigno
Auf dem Weg von Deutschland ins Valtellina müssen wir zwischen Österreich, der Schweiz und Italien quer durch die Berge. Der Munt-la-Schera-Tunnel ist einspurig und irgendwie abenteuerlich. Aber wer mit dem Auto vom schweizerischen Zernez nach Livigno gelangen will, muss da durch. Livigno ist ein beliebter Ort für die Sommerfrische und den Wintersport.
Am Ende finden wir uns in einem breiten Tal wieder, durch welches das Flüsschen Spöl fließt. Noch bis in die 1950er Jahre war der Ort zwischen Herbst und Frühling fast ein halbes Jahr von der Außenwelt abgeschnitten. Längst werden die Zufahrtswege im Winter geräumt. Livigno ist also das ganze Jahr über erreichbar. Motorradfahrer und Mountainbiker kommen dennoch lieber in der warmen Jahreszeit. Dann finden Downhill– und Freeride-Fans im Bikepark Mottolino den Kick. Doch in Livigno kann man auch auf halber Höhe über Panorama-Wege wandern. Das ist dann die gemütliche Tour.
Wir wandern auf den Crap de la Parè, einen Berg zwischen dem grossen Stausee und Livigno. Von hier aus haben wir wunderbare Aussichten in alle Richtungen.
Natürlich ist das der perfekte Platz für einige Fotos.
Die kleine Journalisten-Wandergruppe vor dem spektakulären Panorama.
Der Blick von oben auf Livigno herunter ist ebenso großartig wie auf den See. Unten im Tal können wir den neuen Sportplatz sehen, der extra für die Olympischen Spiele 2026 in Mailand angelegt wird.
Die Wettkämpfe für die XXV. Olympischen Winterspiele werden teilweise auch in Livigno stattfinden. Bis dahin wird in Livigno noch einiges gebaut werden. Mit Sicherheit werden auch einige neue Hotels entstehen.
Valtellina: Herbstzeit ist Bikezeit in Livigno
Mit dem Mountainbike geht`s auch, ist aber anstrengender, wenn es über schmale Pfade geht. Sogenannte „Ungeübte“ müssen bei so einer Tour öfters mal absteigen und schieben. Macht aber nichts.
Wir empfehlen allerdings das Mountain e-Bike, mit dem wir einen Teil des Tals kennenlernen. Bei der Gelegenheit ist zumindest Zeit, mal die schöne Landschaft zu betrachten – samt Berggipfeln und Blick auf den Stausee.
Eine Tour bis an das andere Talende führt uns durch Kuhherden, Wälder und Wiesen und macht der ganzen Gruppe richtig viel Spaß.
Für Mountainbiker ist der goldene Herbst wohl eine der schönsten Zeiten, um auf zwei Rädern die Livigno-Alpen am Dreiländereck von Italien, Österreich und der Schweiz zu erkunden. Bei milderen Temperaturen und weiter Fernsicht ist das Radeln in den Bergen ein herrliches Erlebnis. Unter dem tiefblauen Herbsthimmel lässt die Sonne die Lärchen in flammenden Gelbtönen aufleuchten.
Livigno gilt europaweit als eine Top-Destination für Downhill- und Freeride-Fans. Danny MacAskill, Hans Ray, Brian Lopes und Karl Platt sind einige der prominenten Biker, die sich schon von den atemberaubenden Downhills und Singletrails von Livigno begeistern ließen. 3.200 km GPS-System kartierte Routen erwarten hier die Mountainbiker. Ab besten sind sie mit den Guides von Lungolivigno MTB zu erkunden. Sie sind professionelle Lehrer für Freeriding, Downhill und Cross Country und kennen die schönsten Strecken und passenden Touren für jede Könnerstufe. Wer es hingegen ruhiger angehen lässt, kann rund um Livigno auf ruhigen Radwegen radeln.
Der Bikepark Mottolino ist einer der größten und höchstgelegenen Bikeparks in Europa. Mit seinen 600 Höhenmetern und 14 bis zu 4,5 km langen Abfahrten bietet er Trails für jedermann. Zu den leichtesten Routen gehört „Take it Easy“, ein 4.400 m Waldweg. Schwarz, steil und technisch anspruchsvoll ist dagegen die Rennstrecke der MTB-Weltmeisterschaften, auf die sich nur die erfahrensten Bikerinnen und Biker wagen.
Valtellina: Zollfreies Shoppen bis die Kreditkarte glüht
Livigno ist zollfreie Zone. So gesehen kann man dort das ganze Jahr über preiswert einkaufen. Der Einkaufsbummel in über 1.800 Metern Höhe hat natürlich auch was Besonderes. Es gibt eine Fußgängerzone voller Fachgeschäfte, in der man sich quasi zum „Schnäppchen-Preis“ mit namhaften Mode-Marken einkleiden kann.
Wer gerne einkauft, kann hier stundenlang verweilen, immer wieder was anprobieren und zwischendurch irgendwo einkehren.
Lungolivigno
Unter dem etablierten Namen „Lungolivigno“ betreibt die Familie Giacomelli ein ganzes Genusseldorado in Livigno. Vater Emilio Giacomelli gründete das Hotel Concordia. Und eine Familie. Aus den sieben Kindern wurden mit den Jahren junge Erwachsene, sie studierten im Ausland und kehrten anschließend nach Hause zurück, um ihren Platz im Unternehmen einzunehmen. Es entstanden weitere Hotels und Fashion-Stores im Ortskern – aus dem einstigen kleinen Familienbetrieb wurde das Aktienunternehmen Lungolivigno SPA.
Mit dem Unternehmen wuchs auch die Familie: 18 Enkel und fünf Urenkel gehören mittlerweile dazu. Fabio Giacomelli führt heute die Hotelgruppe. Neben dem Hotel Lac Salin gibt es noch drei weitere Hotels und sechs Boutiquen mit außergewöhnlichen Shoppingmöglichkeiten zu Duty-free-Preisen, in denen namhafte Mode- und Sport-Labels angeboten werden. In einem „Outlet-Store“ gibt`s dann trotz zollfreier Zone nochmals Rabatt. Dennoch ist die Fußgängerzone nur ein Bruchteil des Ortes.
Valtellina: Hotel Lac Salin Livigno
Das Hotel Lac Salin SPA & Mountain Resort, geführt von der Familie Giacomelli. Die „Luxus-Herberge“ (ein Vier-Sterne-Superior-Haus) ist der beste Beherbergungsbetrieb, den die Familie am Ort betreibt. Zum Hotel Lac Salin SPA & Mountain Ressort gehört nicht nur ein schöner Wellness-Bereich. Dieses Hotel ist der ideale Ort für eine regenerierende Pause für Körper und Geist.
Es verfügt über 65 luxuriöse Zimmer. Es gibt auch sieben „Chakren- Zimmer“ oder auf italienisch „7 camere per 7 Chakra“. Die Restaurants bieten traditionelle einheimische Gerichte, spezielle Menüs für Sportler und Vegetarier sowie mediterrane und internationale Speisen. Für Wintersportler ist das Resort ideal gelegen, da es sich direkt an den Skipisten befindet.
Das Mandarin Spa des Hotel Lac Salin Spa & Mountain Resort lässt keine Wünsche offen. Mehrere Saunen, Pool, Ruheräume und eine wirklich grosse offene Bar mit Kräutern, Knabberkram und Tees stehen den Gästen zur Verfügung.
Im Winter bietet das Hotel Lac Salin etwas besonders außergewöhnliches: Wer möchte, der kann sich eine der Snow Suiten mieten und dann in seinem persönlichen „Palast“ aus Eis und Schnee übernachten.
Am Abend werden wir verwöhnt mit klassischen Valtelliner Gerichten.
Diese Pizzocheri sind eine großartige Spezialität aus dem Valtellina, die in Deutschland leider unbekannt ist und in nur sehr wenigen Restaurants zu finden ist. Es ist ein sehr reichhaltiges, kalorienreiches und köstliches Wintergericht, das aus Buchweizenbandnudeln mit Käse, Kohl, Kartoffeln und frischem Salbei besteht. Allein die Kombination aus einer Mehlspeise mit Kartoffeln gibt dem Gericht schon Fülle, der Käse und der Kohl lassen es zum perfekten Essen werden, wenn man anschliessend in die kalten Berge aufbrechen will und viel Energie braucht.
Valtellina: Hotel Concordia Livigno
Das „Concordia“, das Emilio und Domenica Giacomelli, Eltern von sieben Kindern, im Jahr 1962 gründeten, feierte sein 50-jähriges Bestehen. Dies Hotel ist etwas kleiner und günstiger als sein „grosser Bruder“ Lac Salin und liegt mitten in der Shoppingmeile und Fußgängerzone des Ortes. Als Emilio Giacomelli das Hotel Concordia eröffnete, war er damit einer der ersten Hotelbetreiber im Ort. Es ist praktisch der Nukleus der Giacomelli-Häuser, doch ist vom alten Hotel nichts mehr übrig. Fabio Giacomelli hat das Hotel Concordia komplett top modern errichtet und eingerichtet. Wir sind zum Dinner vor Ort und geniessen wieder regionale Spezialitäten.
Valtellina: Montivas Lodge Livigno
Die Montivas Lodge ist das jüngste und günstigste Kind der Giacomelli Familie und ihrer Lungolivigno Gruppe. Sie ist etwas besser als ein Hostel, richtet sich vornehmlich an junge Gäste sowie Familien mit Kind, die auf den Geldbeutel achten müssen. Die Zimmer sind hell, freundlich, farbenfroh eingerichtet, statt eines Schrankes steht ein grosses, offenes Regal im Schrank.
Outdoor-Freaks werden hier glücklich, denn der grosse Kellerraum bietet reichlich Platz für Bikes aller Art oder Skier. Kleinere Reparaturen können hier sofort vorgenommen werden. Oder die Gäste hängen hier die Wäsche auf, die sie im Nachbarraum in den Waschmaschinen waschen können. Das stylishe Restaurant erinnert eher an einen Coffee-Shop oder eines der vielen coolen Metropolen-Hostels.
Valtellina: Grand Hotel della Posta Sondrio
Wir fahren von Livigno nach Sondrio, den Hauptort des Valtellina. Mit dem Auto geht es entweder mit einem großen Umweg über Bormio – im Winter der einzig mögliche Weg – oder über die Schweiz. Die Passstrasse über den Forcola di Livigno führt uns bis auf 2.315 Meter. Hier verläuft die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer, auch als Donau-Po-Wasserscheide bekannt. Er ist der einzige Pass zwischen der Schweiz und Italien, wo man aus der Alpensüdseite aus der Schweiz auf die Alpennordseite nach Italien hin wechselt.
Auf der Schweizer Seite stösst die Passstrasse auf die Bernina Passstrasse bis hinunter nach Tirano, das schon wieder in Italien liegt. Wer Glück hat, der begegnet hier dem berühmten Bernina-Express, der hier einige seiner spektakulärsten Kurven zieht. Aber Vorsicht: stellenweise teilt sich der Zug mit den Autos die Straße.
Sondrio, die Provinzhauptstadt des Valtellina, liegt malerisch schön in einem Tal, bewacht von einer kleinen Burg und umgeben von vielen Weinbergen. Hier gehört das beste Hotel der Stadt der kleinen Hotelgruppe von Fabio Giacomelli: das Grand Hotel della Posta.
Auf dem Terrassenrestaurant geniessen wir ein kleines Mittagessen, natürlich begleitet mit bestem Wein aus dem Valtellina.
Wir besichtigen ein Zimmer des Grand Hotel della Posta: großzügig, modern eingerichtet –
und mit einem grossartigen Blick aus dem Fenster auf den zentralen Stadtplatz und die Berge.
Vom Grand Hotel della Posta Sondrio sind es nur wenige Fußminuten bis zur Azienda Agricola Marsetti Alberto.
Die Familie Marsetti produziert hier Weine in Edelstahltanks sowie im großen Holzfaß. Leider hatten wir nicht die Möglichkeit zu einer Degustation. Barrique-Fässer habe ich nicht gesehen.
Die Raritäten im Keller sehen vielversprechend aus.
Vater Alberto Marsetti und Tochter haben ihre Reben in sensationeller Lage:
Direkt zu Füßen des Castel Masegra wachsen die Nebbiolo-Trauben der Familie. Es ist das einzige der drei Stadtschlösser, das den Abbau aller 1639 von Graubünden angeordneten Veltliner Befestigungsanlagen überstanden hat. dies ist darauf zurückzuführen, dass es zu dieser Zeit der Wohnsitz der mächtigen Familie Graubünden Salis war.
Alberto Marsetti versichert uns, dass die Weine nachhaltig angebaut werden. Zu gerne hätten wir noch die Weine verkostet, doch die Zeit drängt und wir müssen wieder zurück.
Tirano: Contrada Beltramelli
Auf halbem Wege zwischen Livigno und Sondrio liegt Tirano. Es ist die Endstation der rhätischen Bernina-Bahn und Grenzort zur Schweiz. Hier liegt die Contrada Beltramelli, ein historisches Gebäude an den rhätischen Hängen von Villa di Tirano. Die Familie Giacomelli hat das Haus übernommen und sorgsam renoviert.
Die teilweise eingefallenen Mauern sind sorgsam geschützt, dahinter sind grosse Glasscheiben, die aus den Zimmern einen wunderschönen, romantischen Blick nach draussen geben. In diesem kleinen Refugium befinden sich wenige hochmoderne und schön eingerichtete Zimmer,
mehrere Veranstaltungsräume sowie ein Restaurant. Der schönste Platz zum Essen ist jedoch im Innenhof.
Valtellina: La Tresenda Agriturismo Mountain Farm
Ein weiterer Sproß der Giacomelli Familie hat 4 km außerhalb von Livigno ein Bauernhofhotel mit ein paar sehr seltenen Tieren: das La Tresenda Agriturismo Mountain Farm. Zumindest selten in Europa: Lamas und Alpakas. Ein sehr schönes, eher rustikales Hotel, ideal für Familien mit Kindern, die gern mit Tieren spielen wollen.
Leider sind auch die schönsten Tage irgendwann mal zu Ende.
Disclosure: Herzlichen Dank an Fabio Giacomelli und die Lungolivigno-Gruppe für die wirklich außergewöhnlich schönen Tage in Livigno und im Valtellina, die wir auf Einladung geniessen konnten. Unsere persönliche Meinung bleibt dennoch unabhängig.
Service:
- Lungolivigno
- Hotel Lac Salin Livigno
- Hotel Concordia Livigno
- Montivas Lodge Livigno
- Grand Hotel della Posta Sondrio
- Contrada Beltramelli
- Taste the Alps Valtellina
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