Und schon wieder ein neuer CEO. Bei Steigenberger ist es wieder Zeit für einen neuen Mann auf der Position des CEO. Das scheint bei der früheren deutschen Grand Hotel-Gruppe eine Art von Führungsstil zu sein, seit das Unternehmen in ägyptischer Hand ist. Puneet Chhatwal (48) wird vom 1. Januar 2013 an Mitglied des Vorstands und dessen Sprecher (CEO) der Steigenberger Hotels AG sein. Nachdem André Witschi im Januar 2010 gegangen wurde, konnte sich sein Nachfolger Arco Buijs vom Sommer 2010 bis zum Februar 2012 halten. Seitdem führte CFO Matthias Heck interimsweise die Gruppe. Ab Anfang kommenden Jahres darf er sich wieder in die zweite Reihe zurückbeordert fühlen, wenn der neue Vorturner das Zepter übernimmt. Ist der CEO-Job bei Steigenberger so ein gefährlicher Schleuderjob? Gibt es keinen fähigen Deutschen, der diese Position übernehmen könnte? Denn irgendwie ist Steigenberger doch noch eine deutsche Hotelgruppe – die langsam international expandieren möchte.
Unter Buijs Führung wurde des Unternehmen umstrukturiert. Mehrere Führungskräfte wurden neu eingestellt, die das Unternehmen internationaler ausrichten sollten. Das 1930 von Albert Steigenberger gegründete Unternehmen ist traditionell stark auf die Kernmärkte Deutschland, Österreich und die Schweiz ausgerichtet. Eine Wende vom deutschen Traditionsunternehmen hin zu einem internationalen Hotelkonzern dürfte nicht einfach sein und seine Zeit brauchen. Dem Hauptaktionär, der Ägypter Hamet El Chiaty, der vor allem an internationalen Erfolgen interessiert ist, dürfte die Expansionsbilanz zu dünn ausfallen. Er hält seit bald vier Jahren 99,6 Prozent der Anteile an der Steigenberger Group und besitzt auch den Touristikkonzern Travco Group, der unter anderem 52 Hotels und 22 Nilkreuzfahrtschiffe gehören.
Mit Sicherheit ist der neue CEO für die neuen Herausforderungen geeignet. Seine bisherige Karriere als international erfahrener Hotelmanager zeichnet ihn dafür bestens aus. Nach seinem Studium an der Universität in Neu-Delhi mit dem Abschluss Bachelor of Arts und einem Diplom in Food Service und Hotelmanagement begann er seine Karriere bei der India Tourism Development Corporation. Es folgte ein weiteres Studium an der Cornell University School of Hotel Administration an der ESSEC in Paris, wo er 1991 den Titel Master of International Hospitality Management erwarb. 2012 fügte Chhatwal mit dem Abschluss des Advanced Management Program (AMP) an der INSEAD Business School in Fontainebleau in Frankreich eine weitere Qualifikation hinzu.
Nach Stationen im Bereich Hotelconsulting trat Chhatwal 1998 bei Carlson Hotels Worldwide ein und war für die Entwicklung weiterer Carlson Marken in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zuständig. Seit 2002 verantwortet Chhatwal den Bereich Corporate Development bei der Rezidor Hotel Group in Brüssel. 2007 wurde er als Executive Vice President und Chief Development Officer (CDO) in den Vorstand der Rezidor Hotel Group berufen. Während seiner Zugehörigkeit zu Rezidor ist die Gruppe unter anderem mit den Marken Radisson Blu, Park Inn by Radisson, Hotel Missoni und Regent von 150 auf heute 435 Hotels gewachsen.
„Puneet Chhatwal wird mit seiner weltweiten Erfahrung in der internationalen Top-Hotellerie die entscheidenden Impulse für das Wachstum der Steigenberger Hotel Group setzen und die operative Führung im Sinne der Unternehmensstrategie konsequent ausrichten“, betont Dr. Ralf Corsten, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Steigenberger Hotels AG, nach Unternehmensangaben.
Ich wiederhole an dieser Stelle gern meine Kritik aus meinem Artikel vom 01. Januar 2010:
Was wird aus der deutschen Grand Hotel Tradition?
Nachdem Kempinski in thailändischer und Steigenberger in ägyptischer Hand ist, gibt es eigentlich keine große deutsche Grand Hotel Gruppe mehr. Auch wenn Althoff hier ein potentieller Anwärter ist, so fehlt hier doch noch die Markenbekanntheit. Was also wird aus der deutschen Grand Hotellerie? Einer Tradition, auf die deutsche Hoteliers einmal stolz waren. Wird der ganze Markt den amerikanischen, einem französischen und ein paar spanischen Konzernen überlassen? Oder ist alles eh nur noch in der Hand von Investmentfirmen? Ich sehe hier leider etwas zugrunde gehen.
Wie seht Ihr das? Ist Steigenberger auf dem richtigen Weg? Europäische Grand Hotellerie und internationale Business- und Ferienhotels im Mix? Tut der ständige CEO-Wechsel dem Unternehmen gut? Ich freue mich, wenn hier sowohl Gäste als auch Mitarbeiter aus ihren jeweiligen Blickwinkeln mir ihre Meinung mitteilen. Und natürlich ist auch ein offizielles Statement von Steigenberger sehr willkommen. Ich bin gespannt, wie es in Zukunft weitergeht.
Übrigens: Ein sehr schönes Steigenberger Hotel ist beispielsweise das Alpenhotel in Kaprun.