Russ’n sind in Bayern ähnlich beliebt wie Radler. Hingegen ist der Neger nicht ganz so gängig, zumal das ja auch nicht politisch korrekt ist. Ein Weißbier mit Cola heisst aber nunmal in Bayern Neger. Und ein Weissbier mit Limo ist eben ein Ruß oder ein Russn. Über althergebrachte Namen wollen wir hier nicht diskutieren – weil es ja eh nichts bringt. Wir trinken viel lieber ein gutes Bier. Doch oft genug fahren wir ja auch Auto oder Fahrrad und wollen aus diversen anderen Gründen nicht soviel Bier trinken. Also lieber hin und wieder ein Biermischgetränk – bevor man ein Alkoholfreies trinken würde. Da wir Deutschen immer weniger Bier trinken und die Brauereien unter Absatzverlusten leiden, springen sie mehr und mehr auf den Zug der Biermischgetränke auf. Schöfferhofer, eine Marke aus dem großen Radeberger-Konzern, bringt diesen Sommer zwei neue Sorten raus: Schöfferhofer Zitrone und Schöferhofer Granatapfel-Guarana. Wir haben diese Biere einem Test unterzogen.
Schöfferhofer, „das Bier, das so gut hat geprickelt in meine Bauchnabel“ (bitte mit französischem Akzent lesen), ist eines der vielen „heimatlosen“ Biere in Deutschland. Wo wird Schöfferhofer gebraut, wo kommt es her? Die typischen Weizenbiere, die richtigen guten Weißbiere kommen aus Bayern. Denn soviel steht fest: die Bayern können ein gutes Weißbier brauen – aber kein gutes Pils. Und diesmal schliesse ich die Franken davon aus, denn die können Pils und Wein und manches andere mehr. Doch dazu in meiner Reihe über das kulinarische Franken demnächst noch mehr. Doch Schöfferhofer gehört zu dem grossen Binding-Radeberger-Konzern mit Sitz in Frankfurt. Und dieses Agglomeration gehört zu Dr. Oetker. Schöfferhof hieß früher mal eine Brauerei in Mainz, doch wer weiß das heute schon. Dieser Konzern also drückt seine Weizenbiere mit aller Macht in den Markt, ebenso seine modernen Weizenmischbiere in den unterschiedlichsten Geschmacksausprägungen. So schmeckt das erste Bier auch dem Jugendlichen auf dem Schulhof oder bei der Party.
Säuerlich frisch geht es zu bei beiden Biermischgetränken. Der Russ schmeckt deutlich herber, deutlich zitroniger und weniger nach einem Weizenbier als die Russn, die ich hier in München sonst so trinke. Ich merkte nicht, ein Bier zu trinken, sondern ein sommerliches Erfrischungsgetränk. Noch interessanter war das Weizenbier mit Granatapfel und Guarana. Das schmeckt wirklich sehr eindeutig nach Granatapfel, auch nach anderen roten Beerenfrüchten. Doch keinesfalls nach einem Weizenbier. Von den beiden Bieren hat mir persönlich am ehesten noch das Granatapfel-Weizenmixgetränk geschmeckt. Was wohl daran liegt, dass ein Russ hier in München einfach anders schmeckt, viel hopfiger, blumiger, runder, harmonischer. Doch das Granatapfel-Weizen ist mal was anderes, sehr fruchtig-säuerlich und somit für einen heißen Sommertag ideal. Allerdings machen diese Biermischgetränke dennoch leicht müde. Nach zwei Flaschen konnte ich sehr gut schlafen. Ein Hinweis darauf, dass der Biergehalt bei diesen Bieren doch nicht zu unterschätzen ist und man dann doch lieber die Finger vom Lenkrad lassen sollte.
Mehr zu den Bieren gibt’s hier.