Zweimal im gleichen Hotel? Selten kommt das bei uns vor. Denn wir stellen Euch gern immer wieder andere Hotels, andere Destinationen, andere Länder vor. Doch waren wir zum zweiten Mal ins schöne Stubaital eingeladen. Und zur Gourmetnacht Dine & Wine auf dem Stubaier Gletscher können wir nicht Nein sagen. Denn das ist jedes Mal anders, jedes Mal einzigartig und jedes Mal etwas Besonderes. Es gibt zwar einige Hotels im Stubaital. Doch das Relais & Châteaux Hotel Jagdhof in Neustift ist mit Abstand das Beste. So also freuten wir uns auf ein Wiedersehen mit Freunden und Kollegen zu einem opulenten Gourmetwochenende in Tirol.
Der Transfer vom Bahnhof Innsbruck zum Relais & Chateaux Hotel Jagdhof klappte tadellos. Der Empfang, die Begrüßung im Hotel ist gekonnt professionell wie herzlich. Zum Check-in müssen wir nicht – wie sonst üblich – vor der Rezeption stehen. Ein Mitarbeiter begrüßt uns per Handschlag und bittet uns auf einen Aperitif in die Bar. Erst dort werden unsere Personalien aufgenommen. Doch da wir ja schon mal in dem Hotel waren, sind unsere Daten alle schon erfasst, wir müssen nur noch die Anmeldung unterschreiben. Währenddessen werden die Koffer von einem der dienstbaren Geister bereits aufs Zimmer gebracht. Da anlässlich der Dine & Wine Gourmetnacht im Stubaital die besten Hotels auch immer schnell ausgebucht sind, habe ich zwar nicht das genau gleiche Zimmer, so doch aber auch wieder so ein kleines, schnuckliges Einzelzimmer erhalten. Das Zimmer ist zwar groß genug, um es ein Wochenende drin auszuhalten. Doch der Kofferbock genau vor der Balkontür zeigt, dass der Platz sehr begrenzt ist. Wer so einen Koffer auszupacken möchte, sieht sich gezwungen, das Teil auf den Fußboden zu legen. Mit dem Ergebnis, dass entweder die Zimmertür nicht mehr richtig aufgeht oder aber der Zugang zum Bad begrenzt wird. Mit Sicherheit hat das Hotel auch andere und wesentlich größere Zimmer. Aber ich kann Euch ja nur von dem berichten, das ich kennengelernt habe.
Mein kleines Hotelzimmervideo gibt Euch einen schönen Einblick:
Relais & Chateaux Hotel Jagdhof in Neustift im Stubaital from Götz A. Primke | Le Gourmand on Vimeo.
Das Hotelzimmer lässt keine Wünsche offen, atmet doch allerdings sehr den Charme von Tiroler Barock. Wie schon vor drei Jahren schafft es das Hotel auch diesmal nicht, mich restlos zu begeistern. Allerdings lässt das Fünf-Sterne-Hotel es an nichts fehlen. Auf einem kleinen Kärtchen in Herzform stellt sich mir eine Katharina als mein verantwortliches Zimmermädchen vor. An der Garderobe hängen Wanderrucksack und Regenschirm, natürlich mit dem Logo des Hotels. Der Flatscreen-Fernseher ist für das kleine Zimmer fast schon wieder etwas zu groß und in einem Schrank versteckt sich die Kaffeemaschine. Der Safe ist Standard, doch leider ohne innenliegende Steckdose, so dass iPhone, iPad, MacBook und andere Dinge, die man gerne wegschliessen würde, zwischendurch aufladen könnte. Überhaupt sind Steckdosen in diesem Zimmer fast Mangelware.
Das Bad ist sehr typisch 90er Jahre Stil. Das mag auch daran liegen, dass ich kein Fan dieser Kunststoff-Waschbecken bin, zumindest nicht in einem 5-Sterne-Haus. Ein weiteres Kärtchen in Herzform steckt in einem Korb mit Handtüchern und sehr bequemen, weichen Badeslippern und verrät mir, dass mir diese Utensilien für den Spa-Bereich zur Verfügung stehen. Am Bademantel pinnt ein kleiner Button mit meiner Zimmernummer. Es sind immer wieder diese kleinen Aufmerksamkeiten, diese Details, die ein Fünf-Sterne-Hotel vom Vier-Sterne-Haus unterscheiden.
Mit 3.000 Quadratmetern bietet der Wellness- und SPA-Bereich eine einmalige Bade-, Relax- und Saunawelt mit einem vielfältigen Anwendungsangebot. Das Hotel besteht allerdings aus zwei Häusern, die nur über den Restaurant- und Empfangsbereich miteinander verbunden sind. Insofern ist es sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man in den kuschligen Bademantel gehüllt und mit den bequemen Badeslippern an den Füßen vom Zimmer erst durch den Restaurant- und Empfangsbereich zu der Treppe bzw. zum Lift kommt, der in den Wellnessbereich führt. Am Empfang des Beautybereichs werde ich gleich herzlich begrüßt, mir wird ein Glas Wasser gereicht. Kurz darauf erscheint meine Masseurin. Barbara stammt aus Slowenien, spricht fliessend Deutsch und knetet meinen Körper gekonnt durch. Eine Stunde Entspannung, die ich sehr genossen habe. Anschliessend geniesse ich noch etwas Zeit im Saunabereich. Extra für russische und andere Gäste, die lieber mit Klamotten in der Sauna sitzen, gibt es Saunen, die nicht textilfrei sind, außerdem reichlich Saunen in allen Temperaturvariationen im FKK-Bereich. Nach der Sauna würde ich am liebsten ins Freie gehen und einen Schneeengel in den Schnee zeichnen – doch leider liegt diesmal nicht soviel Schnee wie noch vor drei Jahren.
Die neue 100 m2 Private Spa-Suite, die für Paarbehandlungen oder als exklusive Wellnessoase zum Relaxen zu zweit gebucht werden kann, bietet ultimativen Luxus mit absoluter Privatsphäre. Wie das gesamte Chalet ist auch die Private Spa-Suite mit Altholz und Quarzit-Stein ausgestattet sowie mit Hirschgeweihen dekoriert. Zur Ausstattung der Spa-Suite zählen zwei Behandlungsliegen, eine Zirbenholz-Sauna, die sowohl als finnische Sauna oder als Bio-Dampf-Sauna genutzt werden kann, ein Infinity Duo-Pool aus innovativem Glasfaser-Kunststoff und mit integrierter Farblicht-Therapie und Körperschallwandler, der Wasser und Körper in leichte Schwingungen versetzt, eine Dampfkombinationsdusche mit duftender Bedampfung, Musik- und Lichttherapie, zwei Doppel-Schwebeliegen mit ergonomischen Holzlamellen, die mit Seilen an der Decke befestigt sind und spektakuläre Aussichten auf den Stubaier Gletscher bieten, eine Ruheinsel mit Blick auf den Kamin sowie einen Balkon mit Gletscherblick.
Zu den Besonderheiten des an die Vereinigung „Relais & Châteaux“ angeschlossenen Hotels gehört der exquisite Weinkeller mit rund 20.000 erlesenen Flaschen sowie das A-la-carte Restaurant „Hubertusstube“ (2 Hauben, Gault Millau 2014), in dem nur die besten regionalen Produkte in kreativem, „tirolerischem“ Stil serviert werden. Hier geniessen wir einen kleinen Champagner-Empfang mit einem feinen Schluck Ruinart und bewundern die grossen Flaschen, die extra an der Wand befestigt sind. Wir hätten sicherlich kein Problem damit, ein paar Stunden unbeaufsichtigt in diesem Keller zu verbringen…
Doch würde anschliessend wohl unser Budget bei weitem überzogen sein. Und das wollen wir dann doch nicht. Also widmen wir uns dem Restaurant, in dem wir in diesem Jahr einen deutlichen Qualitätsverlust im Vergleich zu unserem Besuch vor drei Jahren feststellen mussten.
So genossen wir bei unserem früheren Besuch noch ein kreatives, modernes und ambitioniertes Menü, bei dem die Küche bewies, dass sie auf einem Top-Niveau liefern kann.
Beef Tartar an mariniertem Zopfsalat mit frisch gehobeltem Parmesan
Duett von Zander und Jakobsmuschel mit gebackener Garnelenkurre auf Schnittlauchpüree und geschmolzenen Tomaten
Rahmbeuschel mit kleinem Kräutersemmelknödel und Crème fraîche
Tranchen vom rosa gebratenen Kalbstafelspitz mit Kohlsprossen und Meerrettich-Brotchip
sowie Vanille Crème Brûlée mit Quittenkompott.
In diesem Jahr blieb uns die Küche diesen Anspruch schuldig. Nur die Vorspeise, Oktopus mit Wasabicreme, konnte an den früheren Anspruch heranreichen.
Die Suppe hingegen war schon etwas belanglos – was war es nochmal? Schon vergessen. Eben, sie blieb leider nicht wirklich im Gedächtnis haften.
Der Wildpfeffer mit Semmelknödel und Rotkohl war dann klassische bürgerliche Gasthausküche. Meine Frage, was denn ein Wildpfeffer sei und von welchem Wildtier blieb eine Weile unbeantwortet, was auch an den nicht ganz ausreichenden Deutschkenntnissen der italienischen Kellnerin gelegen haben mag. Nun, es ist ein Gulasch, das habe ich von den lieben österreichischen Kollegen erfahren. Das Wild war angeblich ein Hirsch. Für uns alle erstaunlich war, dass die – handwerklich sehr ordentlich gemachte – Sauce auf meinem Teller ganz genauso aussah wie die Sauce des Kollegen, der ein Stroganoff gegessen hat, sowie auf einem dritten Teller. Eine Sauce für alle Fleischgerichte? Ich hoffe ja wohl nicht… Das Wildfleisch war auf jeden Fall zuerst totgeritten und dann totgekocht worden. Schade um das Tier.
Ein wahrer Genuss hingegen war dann der Apfelstrudel. Ok, mit dem macht man in Österreich eigentlich nie etwas falsch. Und der hier war einfach ein Gedicht.
Fazit: Das Relais & Châteaux Hotel Jagdhof in Neustift im Stubaital ist sicherlich zu Recht ein Fünf-Sterne-Hotel. Der Spa-Bereich ist auf einem Top-Niveau, hier setzt das Hotel einen berechtigten Schwerpunkt. Doch gibt es schon einige Bereiche, in denen dringend renoviert werden sollte. Die Schwankungen in der Küchenleistung lassen auf einen Wechsel in der Küchenmannschaft oder auf einen Schwenk in der gastronomischen Ausrichtung schliessen. Wer Haubenküche sucht, der möge auf jeden Fall das Restaurant Schaufelspitz auf dem Stubaier Gletscher ausprobieren. Dies ist nicht nur das höchste Haubenrestaurant Österreichs sondern wahrscheinlich auch der ganzen Alpen und somit von ganz Europa. Und wer zu zweit anreist, der bekommt bestimmt auch ein größeres Zimmer. Die kleine Besenkammer, in der ich war, möchte ich jedenfalls nicht zwingend noch ein drittes Mal haben. Die kleinen Kritikpunkte also, die ich anzumerken habe, sind mit Sicherheit keine, die ein Urlaubserlebnis nachhaltig beeinflussen. Doch sind es immer nur Momentaufnahmen, die schon nach kurzer Zeit wieder anders aussehen mögen. Oder aber – wovon ich hier jedoch nicht ausgehen mag – einen generellen Trend darstellen könnten. Doch das kann ich Euch erst sagen, wenn ich das Haus wiederholt besuchen würde. Der Gast jedenfalls, der auch andere Häuser der Relais & Châteaux-Hotelkooperation kennt und schätzt und in diesen Häusern häufiger zu Gast ist, wird hier mit Sicherheit deutlich sensibler reagieren, als ich das tue.
Hier könnt Ihr das Relais & Châteaux Hotel Jagdhof direkt buchen.