Rakí ist nicht gleich Rakī. Oder anders ausgedrückt: Der türkische Raki heisst bei den Griechen Ouzo. Und der griechische Rakí entspricht eher dem italienischen Grappa. Unser Grundprodukt heute ist also der griechische Tresterbrand, nicht der Anisschnaps. Und wir möchten uns einer feinen Variation widmen: dem Rakomelo, der Kombination also von Rakí mit Honig. Dies ist ein traditionelles Getränk auf Kreta. Eigentlich wird es besonders gern zur Weihnachtszeit getrunken. Doch da die Touristen hauptsächlich im Sommer auf Kreta sind, gibt es Rakomelo mittlerweile das ganze Jahr über. Vielleicht sollten Tsipras, Merkel & Co. einfach etwas davon bei den Verhandlungen trinken? Wir wollen Euch verraten, wie Ihr Euch diesen leckeren Trunk auch selbst ansetzen könnt.
Ein genau definiertes Rezept gibt es nicht. Wie so oft bei traditionellen Gerichten und Getränken, so macht auch auf Kreta jede Familie ihren Rakomelo auf ihre ganz eigene Art und Weise. Am simpelsten ist es Rakí und Honig zu vermengen. Aber wer es so billig mag, der kann auch gleich einfach Wodka als Basis nehmen. Und Industriehonig. Als Genussmenschen lehnen wir dies ab. Und stellen Euch den Rakomelo vor, den wir in der vergangenen Woche im Apollonia Beach Hotel & Spa bei Heraklion auf Kreta erhalten haben. Ob die TUI bei ihrer heutigen Katalogpräsentation auf Kreta den Journalisten auch diese Spezialität angeboten hat? Doch wie wird der jetzt genau hergestellt?
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Tsikoudia, Rakí und Rakomelo
Eigentlich lautet der korrekte Name des kretischen Rakí „Tsikoudia“. Tsikoudia wird auf Kreta üblicherweise nach der Weinlese im Herbst hergestellt. Die Winzerfamilien und ihre Freunde treffen sich und destillieren gemeinsam die Überbleibsel der Ernte. Weinmaische, Traubenkerne etc. werden gebrannt und bei leckeren Grillgerichten gleich auch getrunken. Auf Kreta gibt es jedoch auch viel Honig, die lokalen Bienen sind sehr fleissig, der Honig schmeckt dort besonders gut. Dies lädt die Insulaner zu einer perfekten Kombination ein: Rakí und Honig. Außerdem kommen noch ein paar Gewürze und Kräuter in diesen Trunk.
Das Geheimnis des Barchefs
Barchef Venizelos vom Apollonia Beach Hotel & Spa setzt diesen guten Trank selbst nach einem alten Familienrezept an. Wir hatten die Ehre, nicht nur einige leckere Gläser Rakomelo zu trinken, nein, wir durften noch ein Fläschchen dieses edlen Trunks mit nach Hause nehmen und das Rezept erhalten.
Das Kräuter-Geheimnis
Eines seiner Kräuter-Geheimnisse ist „Dictamos“, im deutschen als Diptam-Dost eher un-bekannt. Wir haben bei Wikipedia nachgeschlagen. Es ist eine endemische Pflanze der Insel Kreta. Man sagt ihm einen guten Einfluss auf die Verdauungsorgane nach und eine beruhigende Wirkung. Laut Wikipedia ist die Pflanze mit Oregano bzw. wildem Majoran verwandt. Aphrodite soll mit Diptam-Dost den trojanischen Helden Aeneas geheilt haben. Diese Dost-Art kann sowohl getrocknet wie auch frisch benutzt werden. Alternativ könnt Ihr auch Salbei verwenden. Die Kräuter am besten in einen Teebeutel stecken und diesen gut verschliessen.
Wir kombinieren also Rakí mit Honig und einem Heilkraut der griechischen Götter und erhalten einen göttlichen Heiltrunk.
Wie schmeckt der Rakomelo?
Die Farbe ist hellgelb bis golden, je nachdem wie der Rakomelo angesetzt wurde. Unser Rakomelo zeigt sich eher in einer schönen Apfelsaftfarbe.
An der Nase präsentiert sich der Rakomelo mit einer süßen Note, doch kommen dann auch die Kräuter hervor. Subtil präsentiert sich der uns unbekannte Dictamos/Diptam-Dost und der Zimt.
Am Gaumen dann schmecken wir die süße Honignote zusammen mit dem starken Tresterschnaps. Zimt, Nelken und Kräuter gehen eine wunderbare Melange ein. Fruchtig, leicht nussig und erfrischend. Und dann kommt die innere Wärme. Wie bei einer Medizin. Eine köstliche Medizin.
Warm oder kalt?
Die Kreter trinken den Rakomelo sehr gern eiskalt als Digestif im Sommer oder warm wie einen Grog oder Glühwein im Winter.
Was brauchen wir?
- 1 Liter Tsikoudia
- 2 Zimtstangen
- 2-3 Nelken
- 1 Teebeutel mit Kräutern wie Dictamos/Diptam-Dost oder Salbei
- 4 Teelöffel Honig
Zubereitung:
- Erwärme 250ml Tsikoudia auf etwa 40-50°C – nicht kochen!
- Füge die Gewürze und den Teebeutel hinzu und für mindestens 5 Stunden ziehen lassen.
- Nimm die Gewürze und den Teebeutel heraus, erwärme den Trunk wieder etwas und füge die 4 Teelöffel Honig hinzu.
- Gut umrühren und mit dem Rest des Tsikoudia aufgiessen.
Das Rezept von Venizelos könnt Ihr hier nochmal nachlesen.
Andere Rakomelo-Zubereitungen:
- WeitWegOutOfSpace bereitet den Rakomelo zur Abwechslung mit Orangen sowie Rosmarin und Thymian zu – und greift zur 1,5 Liter PET-Pulle Rakí. Kann man machen…
- Eine Zubereitungsart, die ich eher als „quick & dirty“ bezeichnen würde, findet Ihr hier. Doch wird hier viel zu heiss gekocht und dem Trank viel zu wenig Zeit zum Ziehen gegeben.
- SEAOP – Greek Federation of Spirit Producers
- Finest Roots
- Great Greek Food
- Und mal eine süße Variation des Rakomelo ist dieser Rakomelo-Smoothie:
Rakomelo-Shops
(keine Affiliate-Links, keine Empfehlung, ich kenne keinen davon)
- Pro-Astio Shop
- Me Tipota
- Cava – Griechischer Wein
Nun also endlich: Yammas! Prost! Damit können wir versuchen die griechische Krise wegzutrinken.
3 comments
Hui, der Beitrag geht ja sehr ins Detail, gefällt mir :)
Die 1,5-Liter sind aber eher ein Richtwert und auch nur, wenn man wirklich viele Kräuter nimmt. Die Orange macht das ganze übrigens etwas sanfter :)
Lieben Gruß
Jan
Moin Jan,
ja, wenn schon denn schon. Meine Leser wollen Qualität. :)
Guter Hinweis mit der Orange. Doch denke ich, dass es schon sanft durch die entsprechende Menge an Honig wird. Bin allerdings noch Neueinsteiger in die Rakomelo-Thematik.
Servus aus München,
Götz
Habe gerade das Original gekostet … Klasse 🤩
Ich werde es mir bestellen.
Ich setze viel an,aber den möchte ich,wie er ist 🤘🏻