Home Wein, Bier & mehrBeverages Pieroth: Nahe und doch so ferne Web-Weinprobe

Pieroth: Nahe und doch so ferne Web-Weinprobe

by Götz A. Primke

Weinprobe online – funktioniert das denn? Ich war kürzlich eingeladen, an einer Web-Weinverkostung teilzunehmen. Das Weingut Pieroth hatte zwei Dutzend Teilnehmer, Food-Journalisten und Genußblogger zur 1. Interaktiven Web-Weinverkostung gebeten. Online per Live-Stream und Live-Chat verkosteten wir parallel aus zwei verschiedenen Gläsern und verglichen vier verschiedene Weine. Die Weinprobe wurde professionell und souverän geleitet vom Weinjournalisten und Bloggerkollegen Niko Rechenberg sowie Sommelier Peter Steger. Die Frage, die sich wohl jeder stellte, an diesem Nachmittag: Werden Weinproben jetzt immer interaktiver? Was kommt noch? Sehen wir uns nur noch per Videochat?

Das Weingut Pieroth von der Nahe hatte im Vorfeld ein Weinpaket mit vier Flaschen versandt: Weißburgunder trocken, Riesling trocken, Riesling feinherb und der Dorsheimer Goldloch, Riesling Auslese edelsüß, alles aus dem Spitzen-Jahrgang 2007. Außerdem bekamen alle Teilnehmer das spezielle Weinglas „One for All“ vom Sommelier und Co-Moderator Peter Steger. Jeder Wein wurde aus dem eigenen Glas, das jeder Teilnehmer in seinem Büro zur Verfügung hatte, sowie aus dem „One for All“-Glas verkostet, so dass der Geschmacksunterschied deutlich wurde. Ich hatte mir ein kleines Probierglas der Winzergenossenschaft Oberkirch bereitgestellt.

Die Weinverkostung war wirklich in Echtzeit, also per Live-Stream und Live-Chat. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit zu Notizen und Fragen.
Hier ist das Video:

Leider war der Chat moderiert. Die Fragen kamen nach dem Absenden per Enter-Taste so zeitverzögert im Forum an, dass ich mich fragte, ob da noch ein Zusammenhang gesehen werden kann. In einem Forum mit nur eingeladenen Teilnehmern: muss da eine Moderation noch sein? Eine wirkliche Interaktivität, also auch ein Gespräch zwischen den verschiedenen Teilnehmern kommt so leider nicht zustande.

Außerdem legten die Moderatoren ein sehr zügiges Tempo hin. Schon nach etwa 15 Minuten waren alle vier Weine verkostet – bei je zwei Gläsern. Ich persönlich habe das nicht ganz so schnell nachvollziehen können und wollen. In meinem Home-Office waren mir die Weine für das reine Ausschlontzen zu schade. Doch schließlich will man ja noch arbeiten können. Hier ein gutes Mittelmaß zu finden, war schwer.

Achja, natürlich stand nicht nur die Weinverkostung, sondern die Weine an sich im Mittelpunkt. Meine Meinung:

  • Weißburgunder trocken: hatte mir deutlich zu viel Säure, noch zu viel grüne Frucht. Kann schmecken zu Vorspeisen, die
  • Riesling trocken:herrlich, nach meinem Geschmack genau richtig. So sollte ein – wenn auch noch junger – Riesling schmecken. Schöne Harmonie zwischen Säure, Mineralität und Frucht. Passt wundervoll zu Fisch, hellem Fleisch und Pasta.
  • Riesling feinherb: Dieser Riesling war mir dann doch eine Spur zu trocken, nicht so ganz auf meiner Wellenlänge. Es fehlte die Klasse, die der trockene Riesling hatte
  • Dorsheimer Goldloch, Riesling Auslese edelsüß:Wunderbar, ein sehr schöner Dessertwein, der nach Früchten, Käse oder Eis verlangte. Der Wein erinnerte stark an Mangos und Pfirsich, ein flüssiger Honig, der der Verkostung einen gelungenen Abschlusspunkt setzte.

Ist das die Zukunft der Weinprobe?
Naja, es ist ein erster Anfang. Doch eine richtige Interaktivität und Interaktion war das noch nicht. Dafür müssten vielleicht alle per Skype sich auch im Video-Konferenzchat sehen können. Eine Unterhaltung sollte möglich sein. Die beiden Moderatoren haben ein ganz anständiges erstes Mal hingelegt, doch für ein zweites Mal könnte nach meinem Geschmack noch weniger Dozentenstil gut tun. Aber ja, ich bin gerne wieder mit dabei. Und ich würde vorschlagen, dass wir dann ggf. auch kleine Köstlichkeiten probieren könnten.

Der Artikel von Niko Rechenberg ist hier.
Aufgenommen wurde die Webverkostung im Studio von Peito Neue Kommunikationsmedien in Berlin.
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