Abriss und Neubau oder behutsame Modernisierung? Für viele Touristen in München gehört der Viktualienmarkt mit seinen vielen kleinen Marktstandln zum Stadtbild und zum Pflicht-Besuchsprogramm dazu. Neben Marienplatz, Frauenkirche, Englischer Garten und noch manchem mehr ist der Viktualienmarkt eine der zentralen traditionellen Einrichtungen. Frische Waren aus nah und fern, kleine Buden, grantelnde Marktleute, in der Mitte ein Biergarten – das hat ein typisch Münchnerisches Flair. Wer in München etwas auf sich hält, geht am „Vikimarkt“ einkaufen. Frischer – und auch teurer – bekommt man die Waren sonst nirgends. Doch könnte das bald vorbei sein. Oder doch nicht? Der TÜV Rheinland hatte den totalen Abriss der Buden empfohlen. Das gab natürlich einen großen Aufschrei in der Bayerischen Landeshauptstadt. Jetzt hat das Kommunalreferat entschieden: ein behutsamer Umbau wird vorgezogen. Doch was heißt das?
Dass eine Sanierung der Märkte zwingend notwendig ist, steht außer Frage. Die Probleme, u.a. in den Bereichen Brandschutz, Hygiene, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Warenschutz- und -präsentation sowie Logistik und Infrastruktur sind schwerwiegend und umfassend. Ohne eine vollständige Überplanung, unter Berücksichtigung von Marktstruktur und Marktcharakter, ist der Erhalt und Betrieb der Märkte nicht gesichert.
Direkt neben dem Viktualienmarkt steht die Schrannenhalle. Auch diese wartet auf ein erfolgreiches Konzept und soll in diesem Herbst einen Neuanfang starten. Mal sehen, wie lange sie diesmal offen hat und wann sich welche Anwohner und Händler beschweren…
Der Viktualienmarkt hat sich vom ursprünglichen Bauernmarkt zum beliebten Einkaufsplatz für Feinschmecker entwickelt. Umfang, Vielfalt und Exklusivität seines Angebotes geben diesem Markt sein ganz besonderes Flair. Auf einer Gesamtfläche von rund 10.000 Quadratmetern verkaufen circa 110 Händlerinnen und Händler Obst, Gemüse, Südfrüchte, Fleisch, Wild, Geflügel, Käse, Fisch, Brot- und Backwaren, Gewürze, Blumen und vieles mehr. Nirgendwo in München ist die Auswahl an frischen Lebensmitteln und Spezialitäten größer.
Gerüchte in der Stadt hatten sogar kolportiert, dass Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister und eventuell sogar Spitzenkandidat der SPD für die kommende Ministerpräsidentenwahl, am liebsten den Platz unter wirtschaftlichen Aspekten bebaut oder gar verkauft hätte. Doch denke ich nicht, dass hier etwas dran ist.
Ein kompletter Abriss und standardisierter Neubau der Marktstände würde das Flair, die Individualität, die Tradition – schlichtweg alles, was den Viktualienmarkt ausmacht, zerstören. Ein behutsamer Umbau könnte vielleicht die Lösung sein. Doch wer den Viktualienmarkt gern noch so sehen möchte, wie er spätestens seit dem Krieg ist, sollte sich sputen.
Der große Umbau des Viktualienmarktes wird erst 2014, vielleicht sogar erst 2015 beginnen. Doch sollen bereits in den kommenden Monaten durch kleinere Umbauten und Nachrüstungen erste Mängel in den bestehenden Häuschen behoben werden. Rund 2,5 Millionen Euro sind eingeplant, um von April nächsten Jahres an die Keller unterhalb der Metzgerzeile sowie der Imbissbuden nahe der Heiliggeistkirche feuerwehrgerecht aufzumotzen. Die Bauarbeiten, die bei laufendem Marktbetrieb stattfinden, sollen etwa ein Dreivierteljahr dauern.
Ich habe über die Plattform GetYourGuide eine Führung gebucht, die der Veranstalter Weißer Stadtvogel anbietet. Die aktuelle Diskussion über den Viktualienmarkt und seine Umgestaltung nehme ich gern als Aufhänger, Euch hier in den nächsten Artikeln meine Videos zu präsentieren.
Eine Liste aller Händler auf dem Viktualienmarkt befindet sich hier.
Besten Dank an die SZ für die gute Berichterstattung.