Mexiko ist ein Abenteuer, nicht zuletzt kulinarisch. Unsere Co-Autorin Rozsika Farkas liess es sich nicht nehmen und scheute sich nicht, ihre empfindlichen Gaumen und Geschmacksnerven neuen Genusserlebnissen auszusetzen.
Mexiko: Mole in Puebla
Berühmt die Mole, von der es zahllose Varianten gibt, unter denen die Mole poblano, also die Mole aus Puebla, die berühmteste ist. An die achtzig Zutaten, heißt es, stecken in der schwarzbraunen Tunke, darunter Schokolade, Chili, Hühnerbrühe, Erdnüsse, Rosinen, Zimt, Sesam, Limettensaft … Ich habe sie im mutmaßlich besten Restaurant von Puebla, dem Augurio, probiert, unter der Sauce ein Hühnerschenkel, daneben roter Reis. Seitdem verstehe ich, warum alle Welt offenbar lieber Spaghetti mit Tomatensauce und nicht Reis mit Mole isst. Haben doch die Tomaten sowohl Säure und Umami, während die Mole, bei allem Respekt vor der Tradition, ein wenig stumpf schmeckt.
Mexiko: Grillen und Guacamole
Aufregender hingegen war der Besuch in einem ebenfalls sehr empfohlenen und empfehlenswerten Restaurant, der Casa del Mendrugo. Dort bestellte ich ganz harmlos eine Guacamole und bekam sie – begleitet nicht nur durch die üblichen Maischips, sondern von einem Schälchen gerösteter Grillen. Insekten hatte ich, abgesehen vielleicht von ein paar winzigen Läuslein, die sich im ein oder anderen Kopfsalat versteckt haben mochten, noch nie gegessen. Also nur Mut. Sehr knusprig-salzig, gar nicht übel als Knabberei.
Dazu passte fabelhaft ein mexikanischer Weißwein, eine wilde Cuvée aus Viognier, Albariño und Gewürztraminer. Wein aus Mexiko, mir bis dahin kein Begriff, obwohl ich mich mit Wein beschäftige.
Mexiko: Die Ameisenstulle
Den nächsten probierte ich kurz darauf in Mexiko-Stadt in Elena Reyganas Restaurant Rosetta im Hipster-Viertel Roma norte. 2023 wurde sie zur weltbesten Köchin gekürt. Ob das kochenden Ladys wie Elena Arzak, Nadia Santini oder Ann-Sophie Pic gegenüber fair ist, sei dahingestellt, jedenfalls ist sie ein Star und führt gewiss eine der besten Küchen Lateinamerikas. Eine ihrer Spezalitäten ist Roggenbrot mit Ameisenbutter. Ihr hausgebackenes ultraluftiges Sauerteigbrot ist weithin berühmt, und sie hat auch eine Bäckerei zwei Straßen weiter, wo wohlhabendes Jungvolk aus aller Welt geduldig Schlange steht, um Brot oder süße Teilchen zu ergattern.
Von Ameisen hatte ich nur mal gehört, dass sie kräftige Säure enthalten, die Butter mit den untergerrührten Ameisen – es handelt sich, wie ich lesen konnte, um eine Art Blattschneiderameisen – schmeckte allerdings kein bisschen säuerlich, sondern kräftig nach Kaffee. Der auch drin war, wie der Kellner bestätigte.
Als Wein gab es diesmal einen Orange von Sauvignon blanc, hätte auch jede andere Rebsorte sein können, aber er begleitete sowohl die kleinen Tierchen, die im eigenen Garten sonst Hassobjekte sind, als auch die darauffolgenden Camarones mit einer fabelhaften Creme aus Pflaumen, Zwiebeln, Chili und allerlei weiteren Gewürzen, perfekt.
Zum süßen Schluss gabe es Estragoneis mit Holunderblütenschaum, pardon: -espuma und Birne.
Am nächsten Tag der Rückflug nach München. Während am Flughafen in Mexiko-Stadt schäbige Sandwiches umgerechnet um die zehn Euro kosten, konnte ich während der Wartezeit genüsslich meine bei Rosetta für eben diesen Preis gekaufte Tüte mit einem wunderbaren Sandwich für zwei, bestehend aus Rosettas Brot, Schinken und Käse, scharfer Mayo und Gemüse, sowie eine kleine luftige Gebäckrolle mit Estragon auspacken.
In München angekommen, musste es dann natürlich erst mal eine schlichte Breze sein.
Ein paar andere Eindrücke hat unsere Co-Autorin Elsa Honecker aus Mexiko mitgenommen.