Schon die Einladung macht Lust auf mehr: „Wenn man die Wahl hat zwischen Austern und Champagner, so pflegt man sich in der Regel für beides zu entscheiden.“ Ein geniales Zitat von Theodor Fontane. Eines mit Champagner im Fokus, das mir noch unbekannt war. Dazu noch auf edlem festen goldenen kartonartigem Papier. Handschriftlich mit Füller die Anrede. Das ist doch eine sehr stilvolle Einladung zu einem Event, der nicht wirklich im alltäglichen Pressefokus ist. Schottenhamel Catering lädt in die Pinakothek der Moderne zu einer Nacht des Champagners. Als Kooperationspartner sticht mir das Logo von Ruinart ins Auge. Le Champagne qui ruine le portemonnaie…
Kunst und Kultur sind selten weit entfernt von Kulinarik. Doch viel zu selten gibt es höchste kulinarische Genüsse in der Umgebung höchster moderner Kunst. Der Münchner Gastronomenfamilie Schottenhamel allerdings gelingt das hervorragend. Gewiss, ein leichtes in Sachen Location, denn das Catering der Pinakothek der Moderne in München liegt in ihren Händen. Doch normalerweise werden da Kaffee & Kuchen verkauft, nicht Austern und Champagner.
Die Location an sich ist schon nicht schlecht. Doch so wunderbar und edel eingerichtet ist der Eingangsbereich der Pinakothek der Moderne selten. Eine lange große Tafel ist festlich weiß eingedeckt. Große, schwere Silberleuchter mit vielen Kerzen illuminieren die Eingangshalle. Weiteres Licht wird lediglich von der Videoinstallation gespendet, die an die hohe Wand der Eingangshalle geworfen wird. Die geladenen Gäste sind in beste Abendgarderobe gewandet, edler Zwirn, Abendkleider und Anzüge wohin man schaut.
Zur Begrüßung erhalte ich zuerst ein Glas Ruinart gereicht, anschliessend lerne ich Michael Schottenhamel höchstpersönlich kennen, der sich als Leser und Fan von Le Gourmand – Das Geniesser-Magazin outet. Nur eine Höflichkeitsfloskel? Egal, ich fühle mich sehr geehrt und bin sehr positiv darüber erstaunt, gerade offensichtlich den einen oder einen meiner wenigen Leser auch mal persönlich kennenzulernen. Wow, schön zu wissen, dass hier auch ein Teil der Münchner Gastronomie mitliest. Der „Junior“ entstammt der Dynastie, der unter anderem das Schottenhamel-Festzelt auf dem Oktoberfest gehört, in dem regelmässig mit viel Prominenz der Wiesn-Anstich stattfindet.
Es besteht freie Platzwahl. Dafür sind die Gäste doch zu verschieden, als dass sich hier jemand die Arbeit hätte machen wollen zu überlegen, wer an dieser einen langen Tafel mit wem zusammenpasst – bzw. viel schlimmer: wer mit wem nicht kann. Denn die geladenen Gäste sind nicht nur Print- und Online-Journalisten sondern vor allem gute Freunde und gute Kunden des Unternehmens. Viele kennen sich bereits, man ist „entre nous“.
Das Amuse-Gueule, eine überbackene Auster, passt sehr fein zum Aperitif-Champagner. Der Gastgeber erklärt uns, dass bewusst die Auster etwas gratiniert wurde, denn rohe Austern sind nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Mei, ja, kann man machen… Der erste Ruinart ist übrigens schon kein Standard-Tropfen. Wir geniessen den Blanc de Blancs aus der normalen 0,75 Liter Flasche.
Zum ersten Gang, einem Champagner-Süppchen, wird ebenfalls Ruinart Blanc de Blancs gereicht. Doch diesmal kommt der Champagner aus der Magnum-Flasche. Vorsichtig schenken die Servicemädels aus der grossen, schweren Flasche die edlen Tropfen in die Gläser ein. Die Edelmarke aus dem Hause Moët Hennessy, oder sind wir korrekt: aus dem Konzern Luis Vuitton Moët Hennessy, gilt nicht umsonst als eines der besten Champagnerhäuser.
Es folgt ein Loup de Mer auf Champagner-Rahmsauerkraut an Krustentierschaum, begleitet wird dies Opus vom Dom Ruinart 2002. Ein ganz besonderer, sehr spezieller Jahrgangschampagner.
Die Nacht ist noch jung, das Menü hat ja quasi erst angefangen. Da will noch keiner so schnell nach Hause gehen. Also warum hetzen, warum Schleuderservice bieten, wenn das Catering-Unternehmen sich doch von der besten Seite zeigen möchte. Schliesslich können von dem Gelingen solch eines edlen Freunde-Abends diverse Aufträge abhängen. Ergo „zaubert“ die exzellente Küche noch ein Champagner-Sorbet in das Menü hinein. Am Tisch überlegen wir, welche Frucht da im Sorbet war. Limette oder Litschy oder Passionsfrucht? Egal, es war köstlich.
Es folgt ein äußerst wunderbarer Kalbsrücken an Portweinmarinade mit einem Pastinaken-Duo, Süsskartoffel-Stroh und einer schwarzen Walnuss. Nun, das ganze hört sich fast komplizierter an, als es aussah. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aber war es noch komplizierter all diese Köstlichkeiten so genau à point zuzubereiten und à la minute zu servieren. Hierin zeigt sich die wahre Größe eines guten Caterings: egal an welchem Ort, und sei er noch so sehr in der Pampa, alle Gänge in der jeweils besten Qualität und Frische auf den Punkt genau zu garen, zuzubereiten und zu servieren. Meine diversen Kellner-Jobs bei Käfer-Party-Service bzw. vielmehr dem Tochterunternehmen TST während meiner Studentenzeit haben mir so einige abgefahrene Münchner Locations gezeigt. Doch zur Hauptsache, dem Champagner: Ein Großer. Ein ganz großer Tropfen: Dom Ruinart 1996! Der Kenner geniesst und schweigt.
Ein kleines Dessert schliesst perfekt den Magen. Die Erdbeeren mit Tahiti-Vanille-Parfait schmeckten jedoch nach mehr… Sucht gefährdend… Zum anderen aber auch nur lässliches Beiwerk zum eigentlichen Meister: Ruinart Rosé.
Der Abend neigte sich dem Ende zu. Wunderbare Gespräche mit sehr interessanten Tischnachbarn, dabei unter anderem einem Fernsehmoderator, den ich schon zu Studentenzeiten sehr gern gesehen habe und viel von ihm in Sachen Börse gelernt habe. Nachdem ich bereits mit seinem Bruder am Stubaier Gletscher skifahren war, habe ich ihn, den berühmten FFF mal persönlich kennengelernt. Zumal er ja eine ähnliche Seite macht: Gourmet Globe. Hiermit mein herzlicher Gruß an den „Nachbarn“. Und mein herzlicher Dank an Schottenhamel Catering und die gesamte Mannschaft für einen durchweg gelungenen Abend. So edel, wie so manches Kunstwerk nebenan war an diesem Abend auch der kulinarische Genuss.