Die SPD setzt auf sozialistische Traditionen: Bereits in den 30er Jahren des letzten Jahrtausends hatte eine (national)sozialistische Arbeiterpartei Erfolg mit Kreuzfahrten für die arbeitende Bevölkerung. Mit der Organisation Kraft durch Freude ging es auf Kreuzfahrtschiffen zu vielen Zielen, die bis dahin für einen Großteil der Bevölkerung unerschwinglich und unerreichbar waren. Der Stolz der Nazi-Urlaubsorganisation: die Wilhelm Gustloff. Die SPD steckt laut Umfragen ziemlich tief im Keller fest. Und auch ihr Wirtschaftsunternehmen, der Gemischtwarenladen DDVG steht dank roter Zahlen bei der Frankfurter Rundschau nicht besonders gut da. Da erinnert sie sich des alten Rezeptes, wie man sich gute Stimmung kaufen kann: per Urlaub auf dem Kreuzfahrtschiff. Der neue Stolz der SPD: MS Princess Daphne.
Spott und Hohn erntet die SPD dafür heute in den meisten Medien. Denn was hat eine Partei im Kreuzfahrtgeschäft zu suchen? Dafür gibt es bereits viele andere Anbieter, die sich wesentlich besser in dem Metier auskennen. Einige Medien nutzen heute das Wort „Traumschiff“ – ok, das liegt nahe. Aber halt: die MS Princess Daphne ist ein umgebautes Frachtschiff. Das passt zwar zu einer Arbeiterpartei, wirkt aber wenig luxuriös, wie die FTD treffend bemerkt. Luxus und Kreuzfahrten liegen zwar derzeit im Trend, haben die deutschen Reiseveranstalter vor wenigen Tagen festgestellt. Und auch Edelkreuzfahrten werden von den „Best Agers“, der Generation 50+, unter den Kunden gebucht, als gäbe es kein morgen. Logisch also, dass die SPD auf ihre überalterte Wählerschaft hofft, die jetzt nur noch die MS Princess Daphne buchen sollen – statt AIDA, Arosa und MSC.
Doch kann das Schiff wirklich den erhofften Gewinn bringen? Wie groß ist denn der Pott? Und ab wann bringt er der SPD die – erhoffte – Kraft durch Freude?
Laut Medien ist die MS Princess Daphne im Besitz der CIC (Classic International Cruises) mit Sitz in Lassabon. Das Schiff ist in Madeira registriert – nicht etwa in Deutschland, wo die Steuern und Gebühren höher wären und der deutsche Staat ja noch etwas davon hätte. Bei dem ehemaligen Frachtschiff soll es sich um einen „kleinen Megaliner“ handeln, der 2007 aufwändig renoviert wurde. Neben einer Liegefläche verfüge das Luxus-Schiff über einen Swimmingpool sowie einen Wellness-Bereich, eine Boutique inklusive Bord-Friseur, diverse Bars und einen großen Salon. 162 Meter lang, 13.200 PS stark, 16 Knoten schnell – und Platz für nur 480 Passagiere. Zum Vergleich: die Wilhelm Gustloff war auf 417 Besatzungsmitglieder und 1.463 Passagiere ausgelegt.
Ab wann und wie sind also SPD Kreuzfahrtreisen möglich? Von Mai 2012 vermarktet die DDVG, die Beteiligungsholding der Partei, über den SPD-Reiseservice den Kahn exklusiv für den deutschen Markt. Also nicht etwa, dass da noch Ausländer drauf kommen… Dafür verdoppelt der SPD-Reiseservice sein Personal von jetzt elf Mitarbeitern. Bisher haben sie nur Fahrten zu Parteitagen oder politisch geprägten Reisen organisiert.
Die SPD erhält durch das Kreuzfahrtschiff noch eine weitere Möglichkeit: Ab sofort können alle Arten von Parteitagen, Konferenzen und vor allem Wahlen auf der MS Princess Daphne veranstaltet werden. So weiss man ganz genau, wer auf dem Schiff und bei der Parteiversammlung dabei war. Kritische Geister könnten „intensiv bearbeitet“ werden, notfalls im Maschinenraum… Und Wahlen werden so oft abgehalten, bis das gewünschte Ergebnis zustande kommt. Solange schippert der Dampfer zwischen St. Petersburg und Antalya umher.
Es nützt allerdings nichts, Mitglied der SPD zu sein. Auch für die Partei ist Rabat(t) nur eine Stadt in Marokko: Dafür sind die Preise vergleichsweise bescheiden: Zehn Tage in der Innenkabine sind schon für 999 Euro zu haben, die teuerste Kabine „mit eigenem Balkon“ kostet gut 2400 Euro.
Übrigens: nicht alle Passagiere werden merken, dass ihr Geld in die Taschen der SPD fliesst: nach außen hin wird das Schiff vermarket durch Ambiente Kreuzfahrten.