Ein kleiner Zwischenstand: ich befinde mich auf einer Rundreise auf den Kanarischen Inseln. Zehn Tage hüpfe ich von Insel zu Insel, mal mit dem Flugzeug, mal mit der Fähre. Montag landete ich auf Gran Canaria und verbrachte drei sehr schöne Tage auf der Insel. Einen knappen Tag nur war ich auf Teneriffa und heute bin ich abends per Fähre nach La Gomera gekommen.
Ich war schon auf einigen Pressereisen. Doch bisher war keine so dermassen schlecht und chaotisch organisiert wie diese. Das Tourism Board von den Islas Canarias bemüht sich zwar sehr. Doch für die einzelnen Inseln ist jede Insel selbst verantwortlich. Und die zuständige PR-Agentin, die die Reise organisiert hat, hat sich keinen einzigen Tag blicken lassen. Wir haben bis heute kein detailliertes Programm erhalten. Nur einen groben Überblick. Und den auch nur nach mehrmaligem Nachhaken am zweiten Tag.
Doch trotz aller Kritik, die Inseln sind wunderschön. Es ist Nebensaison, kaum Touristen. Und das Wetter ist mit ca 25°C fantastisch. Ich möchte insbesondere Gran Canaria – und die perfekte Reisebegleiterin Maria – erwähnen und loben. Wir wohnten im IFA Hotel Faro in Maspalomas. Nunja, das Hotel ist ein Touristenbunker, vor allem für Deutsche, insbesondere Pauschalurlauber. Es ist schön, aber irgendwie unpersönlich, farblos, kein Fehler, für ein 4*-Hotel ist alles da – aber eben sehr langweilig. Doch Gran Canaria bietet viele unterschiedliche Ecken. Während der Süden um Maspalomas zwar sehr trocken und Wüstenähnlich ist, doch wunderschöne Sandstrände bietet und man eine weite Aussicht hat, so sind diverse Ecken mit Betonbunkern, Hotelklötzen dermassen zugestellt, dass ich mich frage, wo zwischen Fels und Wasser diese Massen an Menschen Platz finden sollen. Hingegen ist der Norden von Gran Canaria ein wahres Paradies. Hier sind kaum Hotels. Das eher feuchte Klima des Nordteils verhindert den Massentourismus. Doch umso grüner, natürlicher, ursprünglicher, privater ist die Insel. Hotelzimmer kosten hier nur die Hälfte dessen, was sie in den Pauschalurlauberbunkern kosten. Wiederum anders ist die Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria. Eine Großstadt mit vielen verschiedenen Möglichkeiten, einem modernen Theater, Museen, verschiedenen Restaurants, Luxushotels – und einer kleinen Hotelfachschule, in der auch normale Gäste zum Essen kommen dürfen.
Leider waren wir nur sehr kurz auf Teneriffa. Eine ATR der Air Binter Canarias brachte uns von La Canaria nach Tenerife Sud. Hier wurden wir schon erwartet von José. Wir hatten eine kurze Nacht im gigantischen Hotel Gran Melia, Mitglied der Leading Hotels of the World. Dies moderne Haus ist erst seit 10 Monaten geöffnet. Die Architektur ist am besten mit Fusion zu beschreiben. A little bit of everything. Nicht jedermanns Geschmack. Aber eben grosszügig, Luxus, man hat’s ja. Dass es noch luxuriöser geht, haben wir gesehen, als wir den „Red Sector“ gezeigt bekamen. Hier sind die VIPs untergebracht. Extra Pool, kleine Villen für Pärchen mit abgeschirmtem kleinen Garten und privatem Pool und totalem Luxus. Wir fuhren heute quer durch die Insel vom touristischen Westen in den grünen, idyllischen Norden. Ebenso wie auf Gran Canaria ist der Norden Teneriffas feucht, grün, reich an Vegetation. Kleine, ursprüngliche Dörfer quetschen sich zwischen Fels und Wasser in die Schluchten hinein. Hier gibt es noch sehr ursprüngliches Essen, auch zu vernünftigen Preisen.
Heute abend dann sind wir mit der Fähre nach La Gomera gefahren. Ich schreibe dies gerad in der Lobby des Hotel Jardin Tecina. Ein Golf Hotel, auch eine große Tennisanlage gehört dazu. Doch während WLAN bzw WiFi in der Hotellobby kostenlos ist, darf man für die Internet-PCs je 20 Minuten bezahlen. Dies Hotel ist etwa im Hacienda-Stil gebaut. Doch irgendwie kommt es mir veraltet vor. Natürlich spricht auch hier jeder deutsch. Das Abendessen in Form eines Buffets ist mehr als überladen. Und sobald die Masse der Gäste gegangen ist, wird das Buffet lautstark abgeräumt, obwohl noch ein paar Tische belegt sind. Gegenüber vom Restaurant, in der Bar-Disco spielt eine Band Tanzmusik auf, ein Unterhalter spielt mit dem Publikum peinliche Spielchen in deutsch, schlechtem Englisch und grottigem Spanisch. Und während ich dies in der Lobby tippe dröhnt aus der Bar lautstark deutscher Schlager. Naja, wers braucht.
An dieser Stelle greife ich auf meine anfängliche Kritik zurück. Wir sind hier in einer kleinen Gruppe unterwegs auf Einladung des Fremdenverkehrsamtes der Kanaren. In Gran Canaria wurden wir herzlich empfangen und perfekt umsorgt von einer Reiseleiterin. Auf Teneriffa kümmerte sich ebenfalls ein Reiseleiter um uns, im Hotelzimmer lag ein Willkommensbrief der Hotelmarketingchefin. Doch hier auf La Gomera? Fehlanzeige! Zwar ein Busfahrer am Hafen. Doch bisher kein Reiseleiter. Kein Empfang im Hotel, keine Nachricht auf dem Zimmer. Dies ist nicht das, was ich auf so einer Reise erwarte. Ja, das mag verwöhnt klingen. Doch normalerweise möchte ich wissen, was mich erwartet, was ich machen kann, wann es morgen los geht. Nun denn…
Dies sind erstmal erste Eindrücke für Euch. Die Kanaren sind wahrlich eine Reise wert. Doch möglichst in die Ecken, wo kaum Touristen sind. Gerade jetzt, wo die Wirtschaftskrise auch hier zuschlägt, sind die Preise am purzeln. 20% Arbeitslosigkeit auf den Inseln sind hier bisher ungewohnt. Afrikanisches Klima mit europäischem Standard und spanischem Flair ist eine tolle Mischung. Und die Nebensaison ist eine ruhige Zeit, wenn die Massen von Engländern, Deutschen, Skandinaviern, Festlands-Spaniern und Holländern nicht da sind. Gerade jetzt ist eine schöne Zeit für Aktivurlaub, Wandern, Hängegleiterfliegen und vieles mehr.
Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwartet. Ich hoffe, ich werde Euch bald wieder ein paar Eindrücke schildern können. Und anschließend detaillierte Storys mit Bildern senden.