Nach wechselvollen Jahren hat die Marke Piper-Heidsieck unter den Kellermeistern Régis Camus, Séverine Frerson und der Eigentümerfamilie Descours zu altem Glanz in zeitgemäßem Gewand zurück gefunden.
Ein auf den Punkt gekühlter Champagner ist immer ein guter Grund, für einen entspannten Abend – insbesondere im Winter und erst recht, wenn das Haus Piper-Heidsieck einlädt. Deren edle Tropfen haben nicht erst seit 2011 einen fantastischen Ruf, als die Familie Descours, Luxustextil- und Schuhhersteller, für satte 412 Millionen die Traditionsmarken Piper-Heidsieck und Charles Heidsieck übernommen haben. Bereits 2002 gestalltete sich die Wahl des neuen Kellermeister Régis Camus als Volltreffer. Damals gehörte Piper-Heidsieck noch zu Rémy Cointreau, die richteten Piper-Heidsieck eher für den Massenmarkt aus.
Régis Camus entschied sich für einen Relaunch mit der legendären Prestige-Cuvée Rare. Mit Rare Millésime 2002 gelang ihm aus dem Stand ein beeindruckendes Statement einer Keller-Tradition, deren Wurzeln bis in das Jahr 1785 zurückreichen, und von der es heißt, Marie Antoinette sei eine der ersten Botschafterinnen gewesen. Später erwähnte einmal Marilyn Monroe in einem Interview, sie ginge eingehüllt nur von Chanel Nr.5 ins Bett und stünde am anderen Morgen mit einem Gläschen Piper-Heidsieck wieder auf.
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Seit nunmehr fünfzehn Jahren ist die Marke endgültig auf einem neuen eleganten Weg in die Zukunft. Mit ausgewogenen Assemblagen, holen Camus und dessen feinsinnige Kollegin Séverine Frerson alles aus den Trauben, was von dieser exklusiven Traditionsmarke erwarten werden darf. Die Trauben für die Cuvées stammen von Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay und reifen auf insgesamt 50 Hektar hauseigener Rebfläche. Hinzu kommen einige Zugekaufte lokaler Erzeuger und bis zu 20 Prozent Reserveweine – üblich sind bei Champagner normalerweise zehn Prozent. Das Ergebnis ist eine Aromenvielfalt, die in der Lage ist, ein ganzes Menü zu tragen. Den Beweis trat nun Piper-Heidsieck mit einem Dîner im französischen Restaurant Chez Fritz in München an.
Schon das flüssige „Amuse Gueule“ begeisterte die Gäste wie ein Paukenschlag. Im Glas die Grandezza des Rare Millésime 2002, die erste Sondercuvée, die Régis Camus für Piper-Heidsieck nach einer Pause von fast einer Dekade auf die Flasche gebracht hatte. Darin spielen feine Noten von kandierten Orangen, Ingwer und Apfel mit Anklängen von Schokolade, dem eine lang nachhallende Mineralik folgt.
Nun durfte serviert werden. Erster Gang: Mildgebeizter Lachs, dazu hauchdünn gehobelter, mit Limette parfümierter Fenchel und eine Jogurtsauce. Genau das Richtige, um mit einem frischen Brut ein wenig abzukühlen. Die Cuveé Brut, Flagschiff der Marke, besticht in schöner Verlässlichkeit durch frische Zitrusbüten, knackige Birnen, Sternenfrucht, etwas Briochenoten und frische Mandeln.
Der darauf folgende zweite Gang gestaltete sich schon etwas kräftiger. Zur mit reichlich Gemüse interpretierten Bouillabaisse, tischten die Gastgeber einen Vintage 2008 auf. 17 Crus, 48% ein Vintage 2008 aus 48% Pinot Noir und 52% Chardonnay und eine Dosage von 9,5 Gramm, vereinigen sich zu einer langen Präsenz am Gaumen. Da kitzeln saftige Pfirsiche, Kirschen und köstliches Calisson den Gaumen, die von hauchzarten Hefe- und Kaffeenoten begleitet werden und die Tomaten-Säure der Bouillabaisse hervorragend auffangen.
Was nun kam war großes Kino: Der Hauptgang, begleitet von einem zinnoberroten Rosé Sauvage. Auf dem Teller zart gedünstete Bohnen, gebackene Kartoffelspalten, Paparika und butterzart geröstetes Rind. Hier eröffne sich sich das ganze Können der virtuosen Champagner-Créateure. Johannesbeeren, Kirschen, Wildrosenblätter, zartbittere Blutorangen und elegante Mineralien orchestrieren diesen Gang zu einer furiosen Geschmackssinfonie.
Zum Abschluss durfte es dann noch etwas Süße sein. Im Glas ein Demi Secco so verführerisch wie der berühmte Rührlöffel voller Kuchenteig, den wir als Kinder so gerne naschten. Köstlich mit Karamell und saftigen Fruchtnoten ohne zu kleben, trotz 30 Gramm Restzucker, prickelte es im Glas. Dazu reichte die Patisserie eine klassische Creme Brulee – eine Kombination, die bei allen Zuckern nicht erschlägt.
Spätestens nach diesem Schlussakkord waren alle geladenen Gäste überzeugt, die Marke hat ihren Anteil an der neuerlich steigenden Nachfrage nach feinem Champagner auf dem deutschen Markt. Und wenn zu Silvester weltweit wieder die Korken knallen, wird sicher die eine oder ander Flasche Piper-Heidsieck dabei sein.
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