Österreicher in München? Gibt es genug! Österreichische Restaurants? Ebenso. Doch fast alle kochen auf einem relativ hohen Niveau. Ob Bröding, Blaue Donau oder Ö1: Bei den meisten muss man vorher reservieren. Doch ein normales, klassisches Gasthaus mit Küche aus der Donaurepublik? Da kann nur der Görreshof mithalten. Vor wenigen Jahren komplett renoviert, empfängt das Restaurant in der Schleißheimer Strasse heute in einem warmen, klassischen und stilvollen Gasthof-Ambiente. Selbstverständlich sind die Klassiker der Alpenküche auf der Karte versammelt – und noch ein paar Münchner Spezialitäten dazu.
Einen Tag vor Silvester (ja, dieser Artikel lag eine Weile angefangen in meinen Entwürfen rum, jetzt schreibe ich ihn endlich fertig) war ich zu faul, mich noch in die Küche zu stellen. Spontan stand der Entschluss fest, in den Görreshof zu gehen. Das Lokal war sehr gut gefüllt, die Bedienung fragte gleich, ob wir uns zu einem anderen Pärchen setzen möchten. Klar, in München ist das gute Gasthauskultur.
Als wir uns setzten, wurden uns sehr schnell die Speisekarten hingelegt. Dann hatten wir genügend Zeit, uns zu entscheiden. Ich hatte ziemlichen Kohldampf, daher durfte es gerne die 1/2 Ente mit Kloß und Blaukraut sein. Meine Begleitung entschied sich für das Münchner Schnitzel. Dies ist ein Schnitzel vom Schwein in Meerrettich-Senf-Panade mit Bratkartoffeln und kleinem gemischten Salat. Natürlich hat der Görreshof auch das klassische Wiener Schnitzel von der Kalbsoberschale mit Bratkartoffeln, Preiselbeeren und kleinem gemischten Salat auf der Karte, das hier € 16,40 kostet (ein kleiner Hinweis auf meine bereits beschriebenen Wiener Schnitzel-Verkostungen im Ö1, bei der Nußbaumerin und im Landgasthof zur krummen Linde). Bei einem meiner vorigen Besuche hatte ich das Wiener Schnitzel schon gegessen, es passte alles.
So wie auch sonst fast alles passt im Görreshof. Die Karte auf der Webseite wird zwar immer aktualisiert. Doch der Hauptteil der Webseite wurde vor der Wiedereröffnung nach der Renovierung 2009 geschrieben. Das könnte man ja mal überarbeiten. Das Gasthaus gibt es schon seit 1893. Damals errichtete die Augustiner Brauerei ein Gasthaus, das sich schnell zu einem der beliebtesten Treffpunkte der Münchner entwickelte. Die Görresstraße – und somit auch der Görreshof – sind nach dem politischen Publizisten und Hochschullehrer Johann Joseph Görres (1776 bis 1848) benannt und liegt im westlichen Schwabing am Rande zur Maxvorstadt.
Die halbe Ente mit Kloß und Rotkohl war auf den Punkt gebraten, noch schön saftig und mit krosser Haut. Brust und Keule waren nebeneinander auf dem Teller angerichtet, da hatte nur noch der eine Kloß Platz, das Rotkraut (in München Blaukraut genannt) wurde in einem kleinen Schüsselchen anbei gereicht. Das Münchner Schnitzel war ebenfalls schön saftig. Die Meerrettich-Senf-Panade gibt dem Schweineschnitzel eine interessante, würzige Hülle, ein feines Zusammenspiel von Säure und Schärfe. Als Getränke passen im Görreshof natürlich am besten die feinen Biere der Augustiner Brauerei dazu.
Bei unseren mehrfachen Besuchen war der Service meist sehr aufmerksam. Doch hin und wieder übersah die Bedienung auch mal leere Gläser, fragte nicht nach, ob wir noch etwas anderes trinken möchten und verkaufte nicht aktiv am Gast Desserts oder Kaffee zum Abschluss. Hier wäre etwas mehr Professionalität wünschenswert. Doch schließlich ist der Görreshof ein münchnerisch-österreichisches Wirtshaus um die Ecke und kein Gourmet-Tempel. Das einzige, was ich gerne noch größer hätte, wäre der Biergarten. Doch dafür ist der Platz neben dem Haus einfach nicht da.
Mehr Infos gibt’s hier.