Geniale Erfindung, großer Geschmack. Seit einer kleinen Weile stehen faszinierende Weingläser in meinem Weinschrank: atmende Gläser. In jüngster Zeit werden die Glasfirmen richtig kreativ. Sie entwickeln mehr und mehr Gläser, bei denen der Wein so optimal wie möglich zur Geltung kommen soll. Das Bouquet soll sich – je nach Wein – so gut wie möglich präsentieren können und auch noch lange halten. Vor wenigen Wochen hat Niko hier den Weingläser-Test des Stern beschrieben. Und ich testete auch, allerdings nur vier Gläser der Glashütte Eisch. Je ein Weiß- und ein Rotweinglas, je ein normales und ein „Breathable Glass Glas Superior Sensis Plus“.
Das „breathable“ – also „atmende“ – Glas ermöglicht in nur zwei bis vier Minuten, wofür sonst aufwendiges, ein- oder mehrstündiges Dekantieren nötig ist: die volle Entwicklung von Bouquet und Aromen. Interessant ist das vor allem bei anspruchsvollem Wein. Dieser behält seinen ursprünglichen Charakter, entfaltet sich aber schneller, schmeckt runder und harmonischer. Das Genuss-Plus bietet sich angeblich auch bei Fruchtsäften, Spirituosen, Mineralwasser oder Espresso an. Naja, ich werde in diese schönen Gläser bestimmt keinen Espresso einfüllen… Die Wirkung ist wohl ganz natürlich. Im „Breathable Eisch Glas Superior Sensis Plus“ erreicht man in zwei bis vier Minuten das gleiche Ergebnis wie mit ein bis zwei Stunden dekantieren.
Hergestellt werden die Gläser der „Breathable Eisch Glas Superior Sensis Plus“-Serie in bleifreier Kristall-Qualität. Die anschließende Behandlung mit dem Eisch-eigenen Oxigenierungsverfahren garantiert die dauerhaften „atmenden“ Eigenschaften. „Für das ‚Breathable Glass‘ Eisch Glas Superior Sensis Plus haben wir diese besondere Materialbehandlung entwickelt, die den einzigartigen Effekt möglich macht.“, verrät Eberhard Eisch, der als geschäftsführender Gesellschafter das Unternehmen in dritter Generation leitet. Was er für sich behält, sind Details der streng geheimen Behandlung und Funktionsweise.
Gepflegt wird das „Breathable Glass“ Eisch Glas Superior Sensis Plus, das erstmals im Jahr 2004 beim 25-jährigen Jubiläum des Robert Parker Wine Advocate Festival am Culinary Institute of America in Kalifornien öffentlich präsentiert wurde und seitdem große Anerkennung findet, wie andere hochwertige Kristallgläser auch. Eine besondere Pflege ist nicht nötig. Auch ungeübteren Weinfreunden nehmen die „atmenden“ Gläser eventuell vorhandene Berührungsängste. Weingenuss wird unkomplizierter, sinnlicher und braucht keine zusätzlichen Werkzeuge. Die Wirkung ist verblüffend und schon beim ersten Schluck spürbar.
Ich habe einen 2007er Velvet vom Werderaner Wachtelberg und einen 2007er Chinon Clos d’Isoré von Jean-Maurice Raffault mit dem Breathable Eisch Glas Superior Sensis Plus verkostet. Und dazu parallel das normale Eisch-Glas gehabt. Der Unterschied ist deutlich. Beide Weine sind für sich schon ziemlich unterschiedlich. Der Velvet ist eher ein robuster Geselle, ein Trinkwein, der es gut mit Grillfleisch im Sommer aufnehmen kann. Der Chinon hingegen ist eher kräftig-elegant mit einer leicht toastigen Note. Er passt auch sehr gut zu einem würzigen Thai-Essen. Beide Weine waren vorher dekantiert. Und beide Weine kamen im normalen Eisch-Glas wunderschön herüber, zeigten ihren jeweiligen Charakter. Aber im Breathable Eisch Glas Superior Sensis Plus verdoppelte sich fast der Effekt. Im Vergleich war jetzt der Wein im normalen Glas fast flach, im „atmenden“ Glas deutlich ausgeprägter.
Dabei sehen die Gläser äußerlich absolut identisch aus. Auch der Wein sieht in den Gläsern gleich aus. Nur das Logo von Eisch ist leicht verändert. Daher habe ich auf beiden Gläsern die jeweiligen Aufkleber gelassen, links steht jeweils das atmende Glas.
Ich rege jeden dazu an, dies mal selbst auszuprobieren. Selbstverständlich ersetzt das Glas keinen Dekanter. Und nicht die Zeit, die ein Rotwein vorher atmen sollte. Doch das Breathable Eisch Glas Superior Sensis Plus unterstreicht nochmal mehr das Bouquet. Und letztlich: das Breathable Eisch Glas Superior Sensis Plus kann sicherlich nicht aus einem schlechten Wein einen guten Wein machen. Es betont den Charakter. Ist er also kratzend, dann hat man das Kratzende gleich in der Nase… – und nimmt sich lieber einen anderen Wein. Denn das liegt dann am Wein, nicht am Glas..
Mehr Infos hier.
Nachtrag 27.02.2010: Ich erfahre heute, dass Eisch ohne jegliche weitere Begründung den Namen des Glases in Eisch Glas Superior Sensis Plus geändert hat. Darum habe ich jetzt den neuen Markennamen eingefügt. Allerdings sind die Gläser im Amazon Shop auch noch unter dem alten Namen erhältlich. Daher, und auch weil ich den Artikel mit der alten Bezeichnung geschrieben habe, habe ich ihn nicht ganz gelöscht.