Ein Buch für Klo oder Nachttisch: Dies ist mein kurzes, knappes Fazit nach der Lektüre des aktuellen Buches von Francois Loeb: „Sternenzimmer und andere Hotelgeschichten“. Wer angesichts des Titels eine leichte Lektüre erwartet, der wird schnell eines Besseren belehrt. Das Cover des Buches allerdings zeigt schon die Richtung. Es geht nicht um schöne, leichte, lustige Geschichten und Anekdoten aus den schönsten Hotels dieser Welt, gar aus den Luxushotels. Es geht eher um die triste, trübe, depressive Seite. Mit schummrig, düster und eher unheimlich mag es noch freundlich umschrieben sein, ich würde sogar sagen, dass es teilweise kafkaesk ist. Ich weiß nicht, was der Autor vor dem Schreiben seiner Kurzgeschichten eingenommen hat, ich würde ihm allerdings raten, damit aufzuhören. Es sei denn, seine Leser mögen Albträume.
Wer dies Buch Freunden schenkt, sollte wissen, dass diese einen sonderbaren Humor haben. Sonst könnte sich der Freundeskreis lichten. Denn nach der Lektüre so mancher Geschichte kurz vor dem Schlafengehen könnten die Träume ähnlich schräg werden. Weil nachdenklich, skurril, hintersinnig, verstörend, überraschend und manchmal gar mit einem leisen Hauch von Horror bestückt, kann Sternenzimmer von Francois Loeb schlecht in eine Kategorie gestellt werden.
Mit „Sternenzimmer und andere Hotelgeschichten“ überschrieben, lässt das Buch zunächst leichte Kost vermuten. Lässt vermuten, dass der Leser einen verschämten, wenngleich neugierigen Blick in das „Zuhause auf Zeit“ der Protagonisten werfen darf. Ja, irgendwie tut er das auch, aber anders, als vermutet. Befreien wir uns von dem Gedanken, es hier mit netten kleinen Alltagsgeschichten zwischen Hotellobby und Zimmer zu tun zu haben. Denn Loeb nimmt den Leser tief hinein mit in seine Gedankenwelt und präsentiert schon Mal ein absurdes Ende einer eigentlich harmlosen und gut ins alltägliche Leben passenden Geschichte. Das muss man wissen und sich darauf einlassen wollen. Wer dies tut, ist mit diesem Schmankerl der Erzählkunst bestens bedient. Die 28 Kurzgeschichten sind zwischen drei und etwas über 20 Seiten lang. Also ideal für die kleine kreative Pause zwischendurch.
Francois Loeb: Sternenzimmer und andere Hotelgeschichten
Allitera Verlag, München
ISBN 978-3-86906-584-7