Ein Reiseführer über Florenz, Venedig und Istanbul? Wer schreibt denn sowas? Ist das sinnvoll? Ja, aber auch nur, weil Bestseller-Autor Dan Brown seinen aktuellen Thriller „Inferno“ auf den Spuren von Dante Alighieri in diesen Städten spielen lässt. Und wie schon „Illuminati“ die Touristenflut nach Paris noch weiter anschwellen liess, so bringt der nächste Thriller neugierige Touristen in diese drei Städte. Das Buch ist zwar schon 2013 erschienen. Doch in diesem Jahr soll der Film, natürlich wieder mit Tom Hanks in der Hauptrolle, erscheinen. Helena Julian macht sich für die Dan Brown-Fans auf die Suche nach den Original-Schauplätzen und verbindet grandios die alte Geschichte der italienischen Städte, die Biographie von Dante Alighieri, die persönliche Motivation von Dan Brown mit dem Thriller Inferno. So also entsteht ein wunderschöner Reiseführer über Florenz, Venedig und Istanbul.
Gibt es die geheimen Türen und Gänge im Palazzo Vecchio wirklich? Hatte Dante Alighieri eine Geliebte? Und hört man unter der Hagia Sophia in Istanbul tatsächlich Wasser tropfen? In diesem Buch werden alle wichtigen Fragen zu Dan Browns „Inferno“ beantwortet. Fachkundig fasst Helena Julian zusammen, was man über Dante, seine „Commedia“ und Florenz um das Jahr 1300 wissen muss, um die Hintergründe von „Inferno“ besser zu verstehen. So verfasste sie mit „Auf den Spuren von Dan Browns ‚Inferno'“ nicht nur einen brandaktuellen Reiseführer, sondern auch ein Begleitbuch für alle Fans, die sich zur Lektüre auf dem heimischen Sofa Bilder und Erläuterungen zur Romanhandlung wünschen.
Hätte sich Dan Brown an die Öffnungszeiten der Florentiner Sehenswürdigkeiten gehalten, sein Held säße schon auf Seite 22 in der Falle. Die meisten der geheimen Gänge, Türchen und Treppchen, die der allwissende Professor auftut, bleiben dem gemeinen Besucher verborgen. Der legendäre Vasari-Korridor, der sich über die Ponte Vecchio streckt und den Palazzo Pitti mit den Uffizien und dem Palazzo Vecchio verbindet – man kann ihn heute nur noch von den Uffizien aus betreten. Langdon aber kommt von der anderen Seite. Oder die Zauberformel Cerca trova, die Langdon auf einer winzigen Flagge in der Ecke des riesigen Freskos im Saal der Fünfhundert entdeckt haben will – sie ist von seinem Standpunkt aus nicht zu erkennen. Und Vayenthas tödlicher Sturz durch die Leinwanddecke im Saal – unmöglich, weil die Kassetten vollständig auf Holz gemalt sind. Und die gefilmte Entwendung von Dantes Totenmaske – es gibt überhaupt keine Videoüberwachung in dem Raum. Noch nicht mal vom Badia-Turm kann man springen wie der Attentäter Zobrist. Das Gebäude ist zu jeder Tages- und Nachtzeit verschlossen. Soviel also zu der dichterischen Freiheit des Autors und den nackten Tatsachen.
Doch macht der Thriller Appetit auf diese drei Städte, auch wenn Dan Brown mit seinen Protagonisten eher durch die wunderschönen Gegenden rennt als flaniert. Allerdings kann auch das Buch von Helena Julian den Appetit auf die drei Städte wie auch auf den Thriller anregen. Man muss den Thriller nicht zuerst gelesen haben, um Helena Julian zu verstehen. Auch wer erst nach Italien kommt und dieses Buch vor Ort liest, kann ebenso motiviert sein, die Schauplätze zuerst zu besuchen und dann das Original, den echten Dan Brown lesen. Im besten Sinne ist dies also eine Vorbereitung für den Roman wie auch ein Nachbereiten.
In Helena Julians Buch lernt man dann auch noch einen anderen Dante kennen, als den aus der Literatur- und Kunstgeschichte (wegen der Illustrationen von Botticelli) bekannten Dichter. Wie eminent politisch auch Dante war, ist weniger bekannt und gehört zu den wichtigen Informationen im Buch über Dan Browns Roman hinaus. Als politisch den „Weißen“ zugehörig und in Florenz in Amt und Würden, mußte Dante die Stadt sofort verlassen, als die „Schwarzen“ ans Ruder kamen: „ein einsames Leben in Verstecken, aber auch die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Welt.“
Auch über Dantes Comedia erfährt man mehr, als Dan Brown ahnen läßt, wobei die Autorin eindeutig wird: „Man muß die Commedia nicht gelesen haben, um Dan Browns Inferno zu verstehen.“ Das ist völlig richtig, verhält sich aber in etwas so, wie mit diesem Buch. Man muß Dan Browns Inferno nicht gelesen haben, um auch an Helena Julians Reiseführer seine Freude zu haben und seine Wißbegierde zu stillen.
Wer also Florenz, Venedig und Istanbul mal von einer anderen Seite kennenlernen möchte, einige Geheimtipps, schöne Hotels, stille Parks und Geheimgänge kennenlernen möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Es ist außerdem eine interessante Vorbereitung auf den Film mit Tom Hanks, der angeblich im Dezember 2015 in die Kinos kommen soll. Dann können wir einmal mehr feststellen, was im Buch zwar vorkommt, im Film aber weggelassen wurde.
Helena Julian: „Auf den Spuren von Dan Browns ‚Inferno'“
Thriller-Schauplätze in Florenz, Venedig & Istanbul
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Den Krimi „Inferno“ von Dan Brown könnt Ihr hier bestellen:
Wer nach der Lektüre von Dan Browns Inferno und diesem spannenden Reiseführer von Helena Julian Lust bekommen hat, sich selbst auf die Spurensuche zu begeben, dem sei der Flug mit Air Dolomiti empfohlen, die aus Deutschland sowohl Florenz wie auch Venedig anfliegen.
Übrigens hat die FAZ hier eine schöne Buchrezension geschrieben.