Städtereisen oder Strandurlaub? Beides! Dass sich diese Frage mit einem „Sowohl-Als Auch“ beantworten lässt, beweist Gastautor Günter Kast für Le Gourmand – Das Geniesser-Magazin mit einem Ausflug nach Lissabon und an die Algarve. Nicht Deutschland, sondern Portugal. Nicht Carinhall, sondern Martinhal und das Ritz waren seine Ziele. Das Four Seasons Hotel Ritz ist das perfekte Hotel, um Lissabon zu erkunden. Und das Martinhal Beach Resort an der wilden Küste der Algarve der ideale Ort, um sich vom anstrengenden Sightseeing wieder zu erholen. Wer schlau ist, packt beide Hotels in eine einzige Reise und sieht so mehr vom Land.
Anflug auf Lissabon. Die Stadt am Tejo glitzert in der Sonne. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Auch schön: TAP Portugal ist ein würdiges Mitglied der Star Alliance mit ordentlichen Fliegern und annehmbarem Service, von dem sich zum Beispiel United Airlines durchaus eine Scheibe abschneiden könnte.
Auf der Fahrt ins Fünf-Sterne-Haus Four Seasons Hotel Ritz , das auf einem der sieben Hügel thront und fantastische Ausblicke vom Parque Eduardo VII über die maurische Burg São Jorge bis zur Altstadt und zum Tejo bietet, steigt die Spannung. Immerhin gilt es als das eleganteste Hotel der Stadt, das wie kein anderes die Noblesse und den Charme des historischen Lissabon verkörpert.
Beim Eintritt ins Foyer fühlt man sich ein bisschen wie im Berliner Adlon. Man kann ihn förmlich riechen, den Hauch der Geschichte. Was vor allem auffällt: die beeindruckende Kollektion zeitgenössischer Kunst, die größte Privatsammlung der ganzen Stadt. Bevor man sich diese jedoch näher ansieht, sollte man sich nach dem Check-in einen Drink in der altehrwürdigen Ritz Bar gönnen. Fragen Sie den Barkeeper nach Cocktails auf Basis von portugiesischen Brandy-Sorten und Likören wie Licor Beirão oder Ginjinha, einem Kirschlikör. Hier, in der Bar, kommt man schnell ins Gespräch mit portugiesischen Geschäftsleuten oder Touristen aus anderen Landesteilen. Es lohnt sich, ihnen zuzuhören und ihre Sicht auf die Finanzkrise zumindest zur Kenntnis zu nehmen.
Auch wenn das 1959 erstmals eröffnete Hotel mit seinen 242 Zimmern und 40 Suiten – die teuerste kostet mehr als 8.000 Euro pro Nacht – seit 1998 von Four Seasons gemanagt wird: Es befindet sich noch immer im Besitz einiger wohlhabender Lissaboner Familien. Und die sorgen dafür, dass das Ritz eben nicht den spröden Charme versprüht, wie er für Ketten-Luxushotels oft typisch ist. Auch die Angestellten, die allesamt fast akzentfrei Englisch sprechen, tragen ihren Teil zu diesem guten Eindruck bei. Man merkt daran, dass die Bande zwischen Portugal und dem Vereinigten Königreich noch immer eng sind.
Unbedingt testen sollte man, auch wenn Körper und Geist morgens noch unwillig sind, den großzügigen Pool und das Fitness-Center auf dem Dach.
Es gibt hier oben sogar einen Jogging-Rundkurs auf einer Tartan-Bahn. Ob der von vielen Gästen benutzt wird, sei allerdings dahingestellt, denn wer Lissabon ausgiebig erkunden will, sollte sich Zeit nehmen. Für Runden im Hamsterrad dürfte da kaum ein Termin übrigbleiben.
Andererseits: Die Portugiesen lieben es, gut zu essen und zu trinken. Da könnte es nicht schaden, einige der Kalorien wieder abzutrainieren. Einen Eindruck von seinen Künsten liefert Chefkoch Pascal Meynard am Abend: Zunächst serviert sein Sommelier Licinio Pedro einen als trocken charakterisierten weißen Port. Um nicht überrumpelt zu werden, sollte man wissen, dass dieser trotzdem mindestens die Süße eines Cream Sherry aufweist und deshalb als Aperitif durchaus gewöhnungsbedürftig ist. Dafür gibt es zur Vorspeise – karamellisierte Entenstopfleber mit Orange und Vanille sowie einer Kürbis-Emulsion – nun wirklich trockene „bubbles“ von Louis Roederer.
Bei der Hauptspeise macht Küchenchef Meynard um die typischen rustikalen portugiesischen Gerichte wie Cataplana (Meeresfrüchte-Eintopf) und Hummer-Reis-Kasserolle einen eleganten Bogen und serviert stattdessen ein Filet vom Wolfsbarsch. Das klingt zunächst nicht sonderlich raffiniert, doch der Fisch kommt samt seiner Kiemenbäckchen auf den Teller. Dazu gibt es Gremolata, eine Kräuter-Würzmischung, die eigentlich in der lombardischen Küche zuhause ist, sowie ein Coulis Tomate-Olive. Meynard verwendet dafür Taggiasche-Oliven aus Ligurien, die für viele Spitzenköche wie Alain Ducasse erste Wahl sind. Wir trinken dazu einen Donna Berta 2010, der keineswegs zu aufdringlich ist, um dem Wolfsbarsch die Schau zu stehlen. Das Dessert, Papo de Anjo (süßer Reis-Schaum) mit Kirsch-Sorbet, ist nicht so ganz mein Geschmack, der dazu gereichte zehn Jahre alte Niepoort Tawny schon eher.
Die Ritz-Hotel-App mit Ausflugs-Tipps für Lissabon
Wer jetzt noch nicht müde ist, kann mit der hoteleigenen Sightseeing-App den nächsten Tag auf dem iPhone planen. Die App ist eine auf den neuesten Stand gebrachte Sammlung der derzeit angesagten Galerien, Bars, Restaurants und Fado-Lokale, wie sie kein noch so neuer, gedruckter Reiseführer liefern kann. Viele Hotelgäste, erzählt Marketingchef Henri Poudensan, würden sich die App schon vor der Ankunft auf ihr Smartphone laden. „Gibt die App auch Tipps zu den Stierkämpfen, die in Portugal genauso beliebt sind wie in Spanien?“, will ich von Poudensan wissen. „Nur auf Nachfrage“, antwortet der Marketing-Chef. „Wir ermutigen unsere Gäste nicht dazu.“
Am Frühstücksbuffet gibt es neben zuckersüßen Mangos auch Madeira-Bananen und einheimische Rocha-Birnen. Überhaupt bleiben keine Wünsche unerfüllt. Und der portugiesische Kaffee ist ohnehin immer von bester Qualität, was allerdings bei der kolonialen Vergangenheit nicht sehr verwunderlich ist.
Motorrad-Tour im Seitenwagen
Danach heißt es in bester Pulp-Fiction-Manier: „It’s a chopper, baby!“ – Eine Sightseeing-Fahrt mit Motorrad und Seitenwagen steht auf dem Programm. Der Fahrer ist gleichzeitig Reiseführer, einer seiner Gäste hält sich hinten fest, der andere sitzt im Seitenwagen.
Um es vorweg zu nehmen: Es gibt keinen besseren Weg, die Stadt zu erkunden! Die Fahrer schlängeln sich durch die engsten Gassen und sind perfekte Entertainer. Außerdem hat man im Seitenwagen die Hände zum Fotografieren frei und läuft sich nicht die Füße wund. Buchen kann man diese Touren exklusiv über das Hotel.
Ebenso wie andere Aktivitäten, die nur Hotelgästen angeboten werden, wie etwa Backstage-Trips in den Lissaboner Zoo für Kinder, wo diese noch vor den offiziellen Öffnungszeiten eingelassen werden und die Tiere füttern dürfen.
Schlemmermesse auf Portugiesisch
Vor der Weiterreise an die Algarve werden wir noch einmal daran erinnert, dass Lissabon nahe am Meer liegt: Ein Besuch der Feinschmecker-Messe „Peixe em Lisboa“ steht auf dem Programm – einer Art „Grünen Fisch-Woche“ auf Portugiesisch. Man kauft sich am Eingang für wenig Geld Vouchers und sucht sich an den Ständen der Restaurants heraus, was einen anlacht. Das ist natürlich wie immer viel zu viel. Und der Vinho Verde trägt auch nicht gerade dazu bei, dass die anschließende Busfahrt zum Erlebnis wird. Aber egal. Es sind nur dreieinhalb Stunden an die Algarve, das sitzt man locker aus.
Apropos: Besonders fachkundige Autoren deutscher Portugal-Reiseführer pflegen mit erhobenem Zeigeführer darauf hinzuweisen, dass es aufgrund der arabischen Wurzeln des Wortes ja eigentlich „das“ Algarve heißen müsse. Klingt für mich aber irgendwie schräg und wird deshalb ignoriert. Es gilt, jetzt erst einmal den Übergang von der Stadt an die Küste geistig zu verarbeiten.
Vom Fünf-Sterne-Stadthotel ins Fünf-Sterne-Familien-Resort
Die Ankunft im Martinhal Beach Resort ist vielversprechend. Das weiche Licht der Algarve und der sanfte Wind sorgen für eine fast unwirkliche Abendstimmung. Mein Zimmer befindet sich in einem der sogenannten Beach Rooms, das sind mit Holz verkleidete Kuben mit viel Glas zur Meerseite. Genauso gefällt es mir. Bloß keine Schnörkel im vermeintlich landestypischen Stil! Schöner kann man nicht wohnen! Vom Bett blicke ich direkt aufs Meer, ich höre das Rauschen der Brandung, kein Gebäude verstellt die Aussicht. Später, beim Rundgang durch das Resort, wird zwar deutlich, dass viele der Unterkünfte mit nur weniger spektakulären Ausblicken aufwarten können. Aber das Meer sieht man von fast jedem Haus zumindest ein bisschen.
Die Inneneinrichtung fällt gegen die gelungene Architektur etwas ab, ist eher zweckmäßig, mit weniger Mut zu modernem Design. Aber Martinhal ist eben zuallererst ein Familien-Resort, und da sind teure Designmöbel vielleicht nicht die beste Wahl, wenn die Kleinen den Plastik-Buggy regelmäßig gegen den Designer-Tisch rammen. Auch das Bad ist „just okay“, keineswegs so außergewöhnlich, dass man laut „wow“ rufen möchte. Und eine Outdoor-Dusche mit Meerblick darf man wohl nur auf Safari in Afrika erwarten. Das hat hier einfach keine Tradition.
Beim Abendessen im Restaurant O Terraço merkt man endgültig, dass man in einem Familien-Resort angekommen ist. Der Lärmpegel ist beachtlich, vor der Glastür gibt es eine Spielecke, wo die Kleinen mit ihren neuen Freunden viel Spaß haben. Die Stars sind hier die Kinder, weniger die Gerichte. Es stehen lediglich zwei Vorspeisen und zwei Hauptgänge zur Auswahl, die allesamt keine Begeisterungsstürme auslösen. Weder geschmacklich, noch mit Blick auf die Präsentation. Die Kellner schenken den Herren vor den Damen ein, lassen sich viel Zeit mit Bestellungen. Salate sucht man vergebens, ein Käse-Buffet ebenfalls. Aber man ist hier eben nicht in Südtirol, sondern an der Algarve. Und hier geben nun einmal die Briten den Ton an – 65 Prozent der Gäste kommen von der Insel. Dass die Engländer in Sachen Kulinarik noch Entwicklungsland sind, sobald man London verlassen hat, braucht man nicht eigens zu erwähnen. Sie scheinen auch ganz zufrieden zu sein mit dem, was sie auf ihren Tellern finden.
Sei’s drum: Es gibt im Resort ja noch andere Restaurants: eines für die Kids, wo auch Pizza und Pasta serviert werden. Ein anderes für die Eltern, wo Fisch und anderes Meeresgetier die Stars sind. Dort isst man à la carte deutlich besser als im O Terraço.
Allerdings auch zu deutlich höheren Preisen, wenn man sich zum Beispiel Krustentiere und Muscheln servieren lässt, die nicht in den HP-Arrangements enthalten sind.
Man muss also nicht unbedingt wegen des Essens ins Martinhal kommen. Es ist mehr die einzigartige Natur, die das Resort so besonders macht. Es liegt nur wenige Kilometer vom Cabo de Sao Vicente entfernt, dem südwestlichsten Punkt Europas, gleich neben dem kleinen Ort Sagres in einer schön geschwungenen Bucht. Der wilde Atlantik bedrängt hier den schmalen Zipfel Land, der Teil des Costa-Vicentina-Nationalparks ist, von beiden Seiten. Große Hotels oder gar Bettenburgen sucht man vergeblich, denn im Nationalpark eine Baugenehmigung zu bekommen, gelingt nur wenigen.
Geschafft hat das eigentlich nur Roman Stern, der Eigentümer von Martinhal. Für sein Feriendorf der Superlative musste der 43-jährige Schweizer allerdings jahrelang gemeinsam mit seiner Frau Chitra kämpfen, die er in London kennen und lieben gelernt hat. Wie seine Gattin, eine Britin mit indischen und singapurischen Wurzeln, arbeitete der Betriebswirt der Hochschule St. Gallen im Londoner Hauptquartier von PricewaterhouseCoopers. Der britischen Metropole kehrten sie 2001 den Rücken, nahmen eine Auszeit und zogen ans Ende Europas, nach Sagres, von wo aus sich einst Heinrich der Seefahrer anschickte, im Namen der portugiesischen Krone die Welt zu entdecken. Stern und seine Frau suchten an verschiedenen Orten an der Küste nach dem perfekten Platz für ein Resort. Die Bucht von Martinhal gefiel ihnen am besten. Sie kauften das riesige Areal einem Schweizer Bauunternehmer ab und es begann eine sechsjährige Planungs- und eine zweijährige Bauphase, ehe das Resort im Mai 2010 die ersten Gäste begrüßte. Bereits heute ist das Kleinod an der Südwest-Algarve eines der elegantesten Luxus-Feriendörfer Südeuropas. „Wir haben dieses Projekt in letzter Minute vor der Finanzkrise unter Dach und Fach gebracht. Man braucht also auch ein bisschen Glück“, gibt der Sohn des Zürcher Wirtschaftsanwalts Hermann Stern gerne zu. Das schreckt ihn jedoch nicht davon ab, neue Projekte anzugehen: In Lissabon will er ein luxuriöses Familienhotel bauen lassen, damit seine Gäste noch bequemer die Vorzüge der Hauptstadt mit denen der Algarve kombinieren können.
Fahrrad-Ausflüge mit Tour de France-Stars
Was man im Resort auf jeden Fall merkt: Die Sterns haben selbst vier Kinder. Sie wissen, was Eltern und Kids brauchen und wollen. Für jede Altersstufe gibt es passende Betreuungs-Programme mit bestens geschulten Erzieherinnen und Erziehern. Die Eltern können derweil eine Massage oder Behandlung im Spa genießen, Yoga am Strand machen, einen Kurs im Wellenreiten belegen, Tennis oder Fußball spielen, Nordisch Walken ….
Ja, sogar eine eigene Rad-Station gibt es im Hotel: Dort bietet Wolfgang Staller bestens gepflegte Tourenräder, E-Bikes, Rennräder und Mountainbikes an. Wer will, zieht allein los.
Wer jedoch wirklich etwas von Land und Leuten sehen möchte, bucht besser eine geführte Tour mit Wolfgang und seinem Team. Wolfang hat auch schon Top-Athleten wie André Greipel ins Resort geholt. Die Gäste konnten mit dem mehrfachen Etappen-Sieger bei der Tour de France in die Pedale treten und hatten einen Riesenspaß.
Insgesamt geht es im Martinhal aber deutlich ruhiger zu als in einem Club wie Robinson, Aldiana oder Club Med. Die Familien ziehen sich früh in ihre Zimmer zurück, an der Bar trifft man dann nur noch wenige Gäste. Wer das mag, ist hier goldrichtig. Wer Party braucht, sollte vielleicht über ein anderes Domizil nachdenken. Das Schöne ist: Man kann den ganzen Tag aktiv sein, neue Sportarten ausprobieren. Aber man findet immer auch einen Platz, wo man in Ruhe ein Buch lesen kann. Das Gelände ist so weitläufig, dass man stets eine neue Rückzugsoase entdeckt.
Mein Lieblingsplatz ist eindeutig der weite Strand, wo das Martinhal-Team Fat Boys platziert hat, in denen man herrlich herumlümmeln kann. Ich verstehe zwar nicht, warum Menschen ans Meer fahren und sich dann an den Pool legen. Aber mir soll’s recht sein, denn dann ist am Strand weniger los. Mit den Wassertemperaturen ist das natürlich so eine Sache. Im Frühjahr kommt der Atlantik über 15 oder 16 Grad nicht hinaus, im Sommer sind es dann immerhin 20 Grad. Zum Vergleich: Der Pool hat knapp 30 Grad. Es gibt also durchaus Gründe, dem Meer fern zu bleiben ….
Andererseits: Es ist hier bereits im April um die 20 Grad warm und die Sonne scheint verlässlich vom Himmel. Man könnte sich durchaus daran gewöhnen. Auch an die vielen Annehmlichkeiten des Resorts. Für mich ist es schon ein richtiger Wohlfühl-Ort geworden, von dem man gar nicht mehr weg will, schon gar nicht zurück ins verregnete Deutschland. Wenn die Köche und das Service-Personal noch einen Gang zulegen, ist das Martinhal tatsächlich auf bestem Wege, eines der Top-Resorts an der Algarve zu werden.
INFO
Le Gourmand-TIPP: Die schönsten Seiten Portugals auf EINER Reise entdecken. Es wäre einfach zu schade, nur an die Algarve zu fahren und die spannende Hauptstadt zu ignorieren. Die hier vorgestellte, im Paket erhältliche, Reise führt von Lissabon über das UNESCO-Weltkulturerbe Évora nach Sagres ins Martinhal Beach Resort.
Ritz Lisbon: Auf der Startseite findet sich der „Lisbon Through Four Seasons Eyes City Guide” – unbedingt anklicken und auf das Smartphone herunterladen! Besser als gedruckte Reiseführer!
Aktivitäten, die das Ritz Lissabon organisiert:
- Motorrad-Beiwagen-Tour (110 EUR),
- Ein Tag auf der Yacht (1.200 EUR pro Gruppe),
- Privater Stierkampf (1.550 EUR pro Gruppe),
- „Gastronostalgia-Tour“, Backstage im Zoo (45 EUR pro Person)