Einen wunderschön umfangreichen, fundierten und lesenswerten Artikel habe ich in der Wirtschaftswoche gefunden: Alpen zwischen Beton-Boom und Edelweiss ist zwar etwas übertrieben, denn um Edelweiss geht es hier beim besten Willen nicht.
Wohl aber um sehr viel Beton, Bettenburgen, Bauwahn und bodenlose Fässer, in die in den nächsten Jahren Geld gesteckt wird. Und wofür? Um die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen abzuschwächen. Die Alpenregion steht vor einem gigantischen Umschwung. Die zurückgehenden Urlauberzahlen im Winter sollen durch mehr Angebote im „Spielplatz Europas“ zur Sommersaison ausgeglichen werden. Doch: bei diesem Wettrennen kann es nur wenige Gewinner geben. Es wird Verlierer geben, die jetzt investieren, doch womöglich auf das falsche Pferd setzen. Und es wird Gewinner = Verlierer geben: Täler bzw. Orte, die sich bewusst auf das Nichtstun besinnen, die Ursprünglichkeit der Natur konservieren und ein Rückzugsort vom Rummelplatz Alpenraum sein wollen. Ob hier das in der Überschrift der Wirtschaftswoche angesprochene Edelweiss gedeihen kann?
Aber: der Gedanke ist nicht neu. Schon Helmut Peter, ehemals Hotelier vom Romantik Hotel Weisses Rössl am Wolfgangsee und österreichischer Nationalrat für FPÖ und LF, proklamierte schon vor etwa 15 Jahren die „Renaissance des Alpensommers“. Zum Schutz der Alpen, so seine damalige Forderung, sollte die Zahl der Urlauber pro Tal begrenzt werden. Und der Verkehr rechtzeitig mit Schildern an den Zufahrtsstrassen informiert und umgeleitet werden.
Insbesondere im Winter wäre das eine Möglichkeit, so der damalige Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung die Natur zu schützen und ressourcenschonend den Tourismus zu steuern. Wer eben zu spät zu einem Skigebiet aufbrechen würde, müsste eben zu einem weniger überlaufenen Gebiet ausweichen. Und er forderte schon damals die Hoteliers auf, den Alpensommer zu beleben. Denn nicht erst heute stehen im Sommer die Hotels leer, sind manche Orte, wie etwa Sölden, fast wie ausgestorben. Aber seine Worte verhallten ungehört. Erst jetzt, wo die Auswirkungen des Klimawandels den tiefergelegenen Alpenregionen zeigen, dass sie bald kein Skigebiet mehr sein werden, fangen Bergbahnbetreiber, Hoteliers, Tourismusdirektoren und Architekten an, Geld, Ideen und Projekte in die Hand zu nehmen. Doch: Es wird kaum möglich sein, alle Orte zu retten.