Welch‘ ein Privileg: Von einem Kochbuchautor bekocht zu werden, der schon über 40 Kochbücher geschrieben hat. In diesen Genuss kann kommen, wer in München wohnt und zumindest einmal an einem Freitag Mittag sich Zeit nehmen kann, zur „Freitagsküche“ zu kommen. Sebastian Dickhaut bastelt an seinen Rezepten und Büchern nicht etwa im Verborgenen. Zusammen mit Partnern hat er im Münchner Stadtteil Giesing ein kleines Küchenstudio mit angeschlossenem Delikatessen-Shop. Ich besuchte Sebastian anlässlich seiner Freitagsküche vor drei Wochen.
Wie sieht denn eigentlich so ein Kochbuchautor aus? Einer zumal, der zu den Küchengöttern gehört. Einer aber, der nicht in den diversen Fernsehkoch-sendungen umherspringt. Nur bei den Blog-Kollegen von De-Lite Fun Cooking war er ein paarmal zu sehen. Doch im Gegensatz zu Schuhbeck, Lafer & Co. sowie diversen Restaurantrettern ist Sebastian Dickhaut noch keine Berühmtheit in Deutschland. Obwohl bestimmt kaum einer soviele Kochbücher geschrieben hat wie er. Die erfolgreiche Kochbuchreihe GU Basic Cooking ist seine Erfindung. Ausserdem hat er sich zum Ziel gesetzt, in Deutschland das Mittagessen zu retten, es nicht zum simplen Schnellimbiss-Snack verkommen zu lassen. So notiert er für seine Leser werktäglich sein Mittagessen auf seinem Blog Rettet das Mittagessen.
Damit seine Leser auch einen praktischen Nutzen haben, begann er vor einiger Zeit, immer am ersten Freitag eines Monats das Mittagessen auch für ein paar seiner Leser zu kochen. Sein Studioküchen-restaurantshop Hukodi bietet sich dafür idealerweise an. Denn dort in Giesing, wo bis zur letzten Landtagswahl noch die Bayernpartei ihre Zentrale hatte, da köchelt, kreiert, denkt, schreibt Sebastian an seinen kulinarischen Oeuvres. Freitagsküche: das beinhaltet ein 3-Gang-Mittagsmenü samt Weinen, Wasser und Kaffee für 35 Euro und richtet sich an jeden, der schnell genug ist und sich nach Bekanntgabe des nächsten Termins bei Sebastian anmeldet. Was war es diesmal?
Bei meinem Besuch kochte Sebastian für uns kulinarische Mitbringsel aus seinem Sommerurlaub. „Mein schönstes Ferienessen“ nannte er das. Was versteckte sich dahinter?
Unsere sehr nette, lustige und interessante Runde sah Sebastian beim Kochen zu und verspeiste dann diese Leckereien:
- Lachs-Confit mit Hukodi-Lorbeer
- Pollo di San Daniele mit Minigurkenrisotto
- Polsterzipf mit Himbeerwein
Alle Gerichte sind so konzipiert, dass sie auch partytauglich sind. Der Gastgeber kann vieles vorher vorbereiten, das Essen schmort nebenbei, braucht wenig Zuwendung, wenn die Gäste da sind. Sogar das Risotto ist für Kochfaule: Ein Risotto mit extrem wenig umrühren.
Die Qualität war bei allen Gängen einfach spitze. Hier kommen Sebastians lange Erfahrung aus erstklassigen Häusern durch, hier spürt man, dass jemand hinter dem Herd steht, der sein Fach auf den i-Punkt beherrscht. Der Lachs war schön glasig. Das Hühnchen umwickelt mit San Daniele Schinken war superzart und hatte durch den Schinken eine wunderbare Würze. Das Gurkenrisotto erinnerte vom Geschmack etwas an ein Spargelrisotto. Diese kleinen Dinger namens Polsterzipf sind extrem einfach zuzubereiten und in der Kombination mit dem Himbeerwein saulecker und eine süße Sünde wert.
Die Zufalls-bekanntschaften, die sich im Hukodi zusammenfanden, waren auch alle supernette Leute. Wir hatten nette Gespräche, liessen uns von Sebastian die Gerichte und ihre Zubereitungsweise erklären, philosophierten beim Wein und lauschten gespannt der neuen Geschäftspartner von Sebastian. Ab diesem Herbst gibt es im Hukodi südfranzösische Delikatessen zu kaufen. Und nicht weit entfernt vom Hukodi liegt eine von Münchens kleinsten Brauereien, die leider (noch?) kein Zelt auf dem Oktoberfest hat: die Giesinger Biermanufaktur.
Hier steht die Einladung zu unserem Freitagsessen, hier steht Sebastians Rückblick auf unser gemeinsames Essen, und hier steht die Einladung zur nächsten Freitagsküche. Wer jetzt also Lust und Hunger bekommen hat: Beeilung, vielleicht gibt es ja noch einen Platz zum Thema: „’Ich ess so gerne Paprika‘ ODER Der ungarische Mittag“.
Übrigens twittert Sebastian Dickhaut und das Hukodi auch.