Neun Weine + vier Gänge = wunderbare Degustation. Die ProWein stand vor der Tür. Auf dem Weg von Italien nach Düsseldorf legte der Exportchef des Soave-Weinguts Ca´Rugate in München einen Stopp ein. Im kleinen Kreise lud er zum Abendessen im Ristorante Alta Marea von Paolo Lovato ein und stellte uns die Weiß- und Rotweine des Weinguts vor. Ca´Rugate ist eines der vier Weingüter, die jemals vom Gambero Rosso zweimal im gleichen Jahr mit drei roten Gläsern ausgezeichnet wurden. 2013 gab es sowohl für den 2012er Soave Classico „Monte Alto“ wie auch für den außergewöhnlichen 2010er „Studio“ diese Auszeichnung.
Da das Weingut wunderschön direkt an der Grenze zum Valpolicella liegt, produziert Ca´Rugate auch beeindruckende Rotweine. Federico Polacco präsentierte uns zu einem klassisch italienischen Menü drei Weißweine, einen Valpolicella Ripasso und natürlich einen Amarone. Das Weingut Ca’Rugate ist gerade einmal 60 Hektar gross und liegt in der Region Soave. Diese Ecke ist nicht gerade bekannt für die besten Weine Italiens. Allzulange haben die Winzer der Region auf billige Masse gesetzt. Ca’Rugate setzt sich wohltuend davon ab. Traditionell werden die Reben in Guyot- und Pergola-Technik gezogen.
Die kleine Journalistenrunde verkostete also die wunderbaren Kreszenzen zusammen mit einem köstlichen Menü aus dem Alta Marea.
Zum knackig Artischockensalat auf Rucola und Montasio gab es den 2014er Soave Classico Monte Fiorentine, den wichtigsten Wein der Kellerei. Der elegante Weißwein mit den exotischen Fruchtnoten und dem mineralischen Abgang harmonierte prächtig mit den frischen Artischocken. Die anschließende Fiorentine-Vertikalverkostung der Jahrgänge 2008, 2007 und 2005 war für alle Teilnehmer eine echte Überraschung. Von wegen Soave-Weine sind nur leichte Weinchen, die innerhalb eines Jahres getrunken werden sollten …
Der Soave Classico Monte Fiorentine ist nach dem Weinberg benannt, von dem er stammt. Er ist eine Cru aus dem Weinberg, besteht aber zu 100% aus der Garganega-Traube. 2014 war ein schweres Jahr mit viel Regen, es gingen viele Trauben und Ertrag verloren. Doch ein guter Winzer zeigt sich gerade in schwierigen Jahren, das Weingut hat ordentliche Weine bekommen. In der Vertikalverkostung sehen wir, was für tolle Qualitäten hier erzeugt wurden. Ca’Rugate beweist mit diesem Wein, dass die Garganega-Traube, angebaut auf höheren Lagen und auf vulkanischen Böden, durchaus das Zeug für einen langlebigen Wein hat. Wer würde schon einen zehn Jahre alten Soave trinken? Doch der 2005er begeisterte mit seiner lebendigen Frische und Säure, seiner Komplexität und einem langen Finale. Er erinnert fast an einen Riesling. Keine Spur von Alterungstönen. Bei einer Blindverkostung wäre wohl keiner auf die Idee gekommen, dass dieser feine Tropfen ein 2005er Soave ist. Zu einem ähnlich beeindruckenden Ergebnis kam die Zeitschrift Gambero Rosso, die zur VinItaly vergangenen Jahres die Notizen einer Vertikalverkostung des Monte Fiorentine von 2013 bis 1996 veröffentlichte. Es ist toll zu sehen, wie sich der Soave bei entsprechender Pflege entwickeln kann.
Der 2008er hingegen erinnerte an Nase und Gaumen fast an einen Sherry. Die erste Verkostung dieses Weines war erst vor einem Jahr im berühmten Hotel Bauer in Venedig. Doch die oxidativen Noten werden nach etwas Luft im Glas etwas weniger, die Säure, Mineralität und Frische des Weines lassen ihn zu einem verführerischen Wein für alle Gelegenheiten werden. Dieser Wein hat in zehn Jahren siebenmal 3 Gläser bei Gambero Rosso gewonnen. Er ist somit der wichtigste Wein des Weingutes.
Zum Risotto mit Gambas verkosteten wir den 2013er Monte Alto. Dieser besteht ebenfalls zu 100% aus der Garganega-Traube. Doch sind davon 60% in französischem Barrique ausgebaut, der andere Teil in 20 hl-Holzfässern. Anschliessend bleibt er sechs bis acht Monate auf der Feinhefe.
Das Zicklein vom Ofen mit Beilagen wurde begleitet vom 2013er Studio. Der Student ist wahrlich ein Wein für neugierige Weißweinliebhaber. Nichts für Einsteiger, doch auf jeden Fall ein Tropfen für den ganz besonderen Genuss. Dieser IGT Soave ist ein Weißwein aus 60 Prozent Trebbiano und 40 Prozent Garganega, die getrennt im Stahltank vergoren werden. Nach der Assemblage reift die Hälfte des Weins noch weitere neun Monate in großen Holzfässern, bevor die Cuvée in Flaschen gefüllt wird. Von diesem finessenreichen Wein mit seiner ausgeprägten Mineralität und der langen Präsenz am Gaumen gibt es lediglich 6.500 Flaschen und 240 Magnum. Er ist „lediglich“ ein IGT, da ein DOC zum Großteil aus Garganega bestehen muss. Die ersten beiden Jahrgänge haben sofort 3 Gläser erhalten. Es ist ein völlig anderer Wein als ein „üblicher“ Soave. Um diesen Wein so hinzubekommen, haben die Winzer von Ca’Rugate lange studiert, ganze fünf Jahre probierten sie, um letztlich diesen Wein zu erstellen. Daher also auch der Name. Die Trauben werden getrennt geerntet und getrennt fermentiert. Der Verschnitt geschieht erst im Stahltank. Die malolaktische Gärung erfolgt zu 60% im Holzfaß. Die Assemblage erfolgt zu 50% im Holzfaß und zu 50% im Stahltank. Die in Frankreich hergestellten Holzfässer sind dabei dreimal größer als das normale Barrique-Faß. Der Wein ist noch sehr jung, er wurde erst 2013 auf die Flasche gezogen und braucht noch Ruhe. Es ist der teuerste Weißwein des Weingutes. Doch er lohnt die Erfahrung.
Das direkt an der Grenze zum Valpolicella liegende Weingut Ca’Rugate besitzt auch dort 30 Hektar beste Weinlagen. Wir verkosteten neben dem Studio einen 2013er Ripasso Valpolicella. Beide Weine harmonierten prächtig, wobei der granatrote, tiefgründige Rotwein ein wenig die Nase vorne hatte. Der 2013er Valpolicella Ripasso wird auf traditionelle Weise hergestellt und reift nach der zweiten Vergärung über acht Monate zu 50 Prozent im Tonneau und 50 Prozent in Stahl. Ein samtiger Ripasso mit einem herrlichen Spiel an Frucht- und Gewürznoten.
Die Käse-Variation wurde begleitet von einem Amarone di Valpolicella. Der Amarone von Ca’Rugate unterscheidet sich in der Stilistik von den Amarone des Classico Gebiets. Nach 4 bis 5 Monaten Traubentrocknung wird der gepresste Most in Tonneau und großen Holzfässern ausgebaut und das 25 bis 30 Monate. Das Ergebnis ein eleganter, weicher Amarone, der nicht nur als Meditationswein mundet, sondern wunderbar auch einen Hauptgang oder gereift Käse begleitet.
„Il vino piu dolce“ krönt den Abend. Zum süßen Abschluß genossen wir noch den La Perlara, einen 2011er Recioto di Soave. Ein wunderbarer Süßwein aus den getrockneten Trauben. Dieser goldene Recioto hat ein intensives Aroma von Honig, gelben Rosen, getrockneten Aprikosen, getrockneten Feigen und kandierter Orangenschale. Seine Süße klebt nicht, doch bereichert einen Käsegang oder einen süßen Abschluss eines Menüs auf eine wunderbare Art. Die Kerzen waren zum Ende der Degustation und zu später Stunde schon gut hinuntergebrannt. Dankbar und glücklich, dass wir wieder ein Weingut kennenlernen durften, dass seinen Job nicht nur sehr gut versteht sondern auch kreative Ansätze findet, aus einem verpönten Massenwein einen begehrten, lagerungsfähigen und mehrfach preisgekrönten Wein zu schaffen, gingen wir unserer Wege.
Disclosure:
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Die anderen Weine sind derzeit noch nicht bei Amazon gelistet. Wendet Euch dafür bitte direkt an das Weingut.