Bienvenue chez Paul Bocuse et Antoine de Saint-Exupéry. Herzlich Willkommen in der wohl unterschätztesten Stadt Frankreichs: in Lyon. Während alle Welt immer nur von Paris redet, schwelgt Lyon in seinem Ruf als Stadt der Geniesser. Mag Marseille zwar mittlerweile die zweitgrößte Stadt Frankreichs sein, so ist die Agglomeration rund um Lyon nach Paris die zweitwichtigste und -größte im Land der Gallier. „La ville de gueule“, wie Lyon auch genannt wird, bezaubert und verführt dezent. Ich würde sagen: die Stadt ist ein „hidden Champion“. Ab hier ist die Rhône bis zum Mittelmeer schiffbar. Und hier fliesst die Saône in die Rhône hinein, die schon weitaus nördlicher schiffbar ist. Das ist der Grund, warum die A-Rosa Flussschiffe Stella und Luna in Lyon liegen: die Tour geht zuerst gen Norden die Saône flussaufwärts, dann zurück über Lyon die Rhône flussabwärts. Ich hatte etwas Zeit, bevor die Stella ablegte und schaute mich am Ufer der Rhône etwas um.
Ich war gerade erst in Lyon angekommen, hatte auf der A-Rosa Stella eingecheckt, meine Kajüte Hotelzimmer inspiziert und wollte jetzt die Stadt etwas kennenlernen. Wo bin ich hier eigentlich? Der Quai Claude Bernard liegt mitten im Herzen von Lyon. Die Kreuzfahrer, die hier ankommen, können wirklich alle historischen Ecken zu Fuß erobern.
Lyon scheint von den Flusskreuzfahrtschiffen durchaus gut zu leben. Die Zufahrtsstrasse runter zum Kai ist exzellent ausgebaut, es ist genug Platz für Autos, Busse und LKWs vorhanden. Und es wird genutzt.
Ausser den zwei deutschen Schiffen von A-Rosa, der Stella und der Luna, sowie der deutschen Viking, liegen hier noch französische, schweizer und englische Schiffe.
Und noch so ein komischer Pott, den ich als Restaurant-Schiff bezeichnen würde. Also ich hoffe nicht, dass dieser alte Kasten noch grosse Strecken fährt…
Wie zentral der Anlegekai liegt, seht Ihr hier: genau gegenüber einer der Universitäten von Lyon. Hier stelle ich mir ein Studium auch ziemlich cool vor: während der Vorlesung auf die Rhône schauen…
Seit einiger Zeit gibt es als Ergänzung zum klassischen ÖPNV ein System von Leihfahrrädern (Vélo’v). Die Stationen sind über die ganze Stadt verteilt und in der ersten halben Stunde sind die Fahrräder kostenlos. Das Vélo’v Lyons ist als Vorbild für das 2007 in Paris eingeführte System Vélib zu sehen. Wie das System funktioniert, hat sich mir nicht auf den ersten Blick erschliessen können. Im Optimalfall: Kreditkarte rein, buchen, losfahren. Im blödesten Fall funktioniert es nur mit der „Carte Bleu“ – und dann eben nur für Franzosen. Das System hat schon einen gewissen Reiz und einen optimalen Platz, wenn man direkt vom Schiff kommt und sich hier ein Fahrrad für die Stadt ausleihen kann. Doch wer mit der A-Rosa unterwegs ist, der ist darauf garnicht angewiesen, der ist Selbstversorger. Denn die A-Rosa hat ihre eigenen Räder dabei. Doch das ist eine andere Geschichte und wird ein anderes Mal erzählt.
Doch wenn ich die Webseite von Vélo’v richtig verstehe, dann ist das System doch noch etwas restriktiver: es geht wohl nur, wenn man in Lyon wohnt. Denn nur dann kann der Nutzer ja schon ein Ticket haben oder gar ein Abonnement besitzen. Ok, so halte ich das System noch für ausbaufähig. Da ist ja schon die Deutsche Bahn mit Call-a-bike deutlich weiter. Dafür braucht man nur eine Kreditkarte – wobei dann allerdings erstmal einige Euro abgebucht werden, die man dann abfahren kann. Auch dies System ist also für Touristen relativ teuer. Die Räder in rot-silber sehen jedenfalls sehr cool aus, wecken Vertrauen und sind auch praktisch mit einem Einkaufskorb am Lenker versehen. Dies haben die deutschen Call-a-bikes leider nicht.
Wer größere Distanzen in Lyon bewältigen will, der kann die moderne Trambahn nehmen. Außerdem hat Lyon vier U-Bahn-Linien.
Die Altstadt von Lyon selbst ist sehr schön. Doch leider habe ich davon keine weiteren Fotos. Am ersten Tag war die Zeit zu knapp. Am letzten Tag, vor meinem Rückflug nach München, war das Wetter leider so schlecht, dass ich meine Nikon lieber unter der Jacke getragen habe und kein einziges Foto geschossen habe. Es hat geschüttet und ein grauer Himmel lässt jede Stadt einfach nur langweilig aussehen. Ich muss also unbedingt mal wieder dahin.
Denn Lyon ist schliesslich die Stadt von Paul Bocuse! Ob ich diesen genialen Maître einmal noch treffen werde? Beim nächsten Mal werde ich wohl schwach und kaufe mir in einem dieser witzigen Läden eine Paul-Bocuse-Marionette. Und Lyon ist die Stadt des ersten Films. Die Gebrüder Lumière kamen von hier und haben hier ihren ersten Film gedreht. Kulinarik und Kunst: zwei Themen, denen ich mich hier gern nochmal ausführlicher widmen möchte. Der Wochenmarkt am Ufer der Saône, die Seilbahn hoch zur Kirche und vieles mehr… mir fehlte die Zeit und das schöne Wetter. Doch dafür habe ich wieder Kontakt zu lieben Freunden geknüpft, den ich leider in den letzten drei Jahrzehnten verloren hatte. Ich verrate Euch soviel: einfach mal an der Wohnung der Eltern des lieben früheren Austauschfreundes klingeln, das verbirgt sehr viel Freude, Überraschung und verspricht ein Wiedersehen! Isabelle, Nicolas, Gilles: j’espère bien de vous revoir bientôt, mes amis!
Disclaimer: Zu der Reise wurde ich von A-Rosa eingeladen. Herzlichen Dank dafür! Alle Artikel beruhen auf meiner eigenen Erfahrung und meiner ganz persönlichen Meinung.