Der Moment, wenn alles zu spät ist… Kennt Ihr das? Da entwickelst Du ein Projekt, weisst genau, wann Du was machen sollst – und dann kommt irgendetwas dazwischen, dass Dir die ganzen Pläne verhaut und Du irgendwann denkst: jetzt ist es eh alles zu spät und total egal. Bei mir passiert das hin und wieder. Beispielsweise wenn ich mir ganz genau vornehme, wann ich einen Artikel bringen möchte – und wegen irgendwelcher externer Faktoren dieser Zeitpunkt erst verschoben und dann total zerschlagen wird. Das KL Big Kitchen Festival in Kuala Lumpur, Malaysia, ist so ein Fall für mich.
Und jetzt setze ich den Zeitpunkt selbst: JETZT, zum Jahreswechsel 2020. Warum? Weil ich Euch Appetit auf dieses faszinierende Land und seine pulsierende Hauptstadt machen möchte. Und weil Tourism Malaysia die internationale Kampagne Visit Truly Asia Malaysia 2020 lanciert hat.
Vor wenigen Jahren war ich zu einem Event auf der ITB Berlin eingeladen: Visit Malaysia und Visit Kuala Lumpur veranstalteten einen Kochevent mit dem in Malaysia sehr beliebten Koch Norman Musa. Norman und ich verstanden uns auf Anhieb richtig gut. Ich habe bei dem Event fleissig mitgekocht. Und ganz am Ende zog mich eine ältere Dame aus Malaysia zur Seite, gab mir ihre Karte und lud mich exklusiv ein zum KL Big Kitchen Festival (Facebook / Twitter / Instagram) in Malaysia.
So kam es, dass ich zu einem der wohl bisher schönsten Food Festivals eingeladen war, auf dem ich bisher war.
Ich flog mit Malaysia Airlines in der Business Class,
vier Tage war ich in Kuala Lumpur, nächtigte im Hotel Majestic, und lernte die interessantesten und faszinierendsten Koch-Persönlichkeiten von Malaysia persönlich kennen.
KL Big Kitchen: Feierliche Eröffnungszeremonie mit der Königin von Malaysia
Die Königin von Malaysia eröffnete das KL Big Kitchen Festival, dessen Zelte auf dem grossen Platz im Herzen von Kuala Lumpur aufgebaut waren, gleich neben dem wohl größten Fahnenmast der Welt.
Ich genoss eine Führung durch die Altstadt von KL, durch Chinatown,
schaute das Musical MUD,
lernte einige internationale Food Blogger kennen, wie etwa Erin Goodall aus England, Fellexandro Ruby aus Jakarta und Thanis Lim aus Brunei sowie die Kochbuch-Autorin Helen Oon. Und ich genoss einige der glücklichsten Stunden meines Lebens in dieser Stadt.
Außerdem hatte ich die Gelegenheit die Sterneköche Christian Mittermeier, Cyril Rouquet-Prévost und Andrew Nutter nicht nur kennen zu lernen, sondern konnte mit allen ausführliche, interessante und bereichernde Gespräche führen. Und natürlich brillierten die malaysischen Chefköche hier auf ihrer Show der kulinarischen Superlative Malaysias. Neben dem bereits erwähnten Norman Musa vor allem die bezaubernde, intelligente und äußerst humorvolle Isadora Chai sowie ihre Kollegin Anis Nabilah.
Und schliesslich waren da noch Claire Ptak und Will Meyrick, der sieben Restaurants zwischen Bali, Hong Kong und Kuala Lumpur hat. Und warum kennt hier in Deutschland keiner Jochen Kern, einen sehr erfolgreichen deutschen Koch in Malaysia?
Mein Plan war: Ich schreibe ein paar Artikel über KL danach – doch den Hauptartikel über das KL Big Kitchen Festival bringe ich wenige Monate vor dem nächsten KL Big Kitchen Festival, also ein knappes Jahr danach. Das Jahr verging – und das KL Big Kitchen Festival wurde verschoben und abgesagt. Das nächste Jahr kam – und vom KL Big Kitchen Festival ist keine Rede mehr. Die Homepage ist verkauft, das ganze Projekt eingestampft. Jetzt ist es eh alles zu spät und eigentlich egal.
Warum kam es so? Weil die Menschen in Malaysia auf der einen Seite zwar sehr herzlich und lieb und toll sind – ihre Politiker aber korrupt sind. Jedenfalls ein Teil. Jedenfalls der kleine Teil, der lange Jahre Malaysia regierte. Jedenfalls der eine Ministerpräsident, der den Staatsfond 1MDB so ruinierte, dass er damit das Land ausblutete und somit kein Geld mehr für solche Festivals war.
Norman Musa, der beim ersten Festival noch die führende Hand hatte, wurde Gerüchten zufolge ausgespielt, eine Kollegin sollte das Festival leiten, und dann wurde vieles gestrichen, letztlich ist das Festival jetzt leider tot. Eigentlich sehr schade, denn KL Big Kitchen Festival war wirklich eine tolle Präsentation der malaysischen Küche, der malaysischen Spezialitäten und ist mit Sicherheit, wenn es regelmässig stattfinden würde, ein Grund für sich, das Land und die Stadt zu besuchen. Also, Kuala Lumpur, lasst das Festival nach fünf Jahren Pause doch wieder aufleben!
Die Garküchen des KL Big Kitchen Festivals
Das KL Big Kitchen Festival fand auf dem größten Platz in der Mitte der malaysischen Hauptstadt statt. Es war eine grossartige Präsentation, was Essen in Malaysia bedeutet. In drei großen Zelten waren viele Betreiber von Garküchen, die ihre Spezialitäten vor Ort kochten und für die Besucher anboten. Schon allein hier hätte man sich rundum satt essen können und hätte einen perfekten Einblick in den kulinarischen Reichtum von Malaysia erhalten. Ein paar Eindrücke gebe ich Euch hier.
Und was diese Marke anbietet und dort macht, habe ich leider nicht herausgefunden. Die Namenswahl wäre zumindest für den deutschsprachigen Markt mindestens „unglücklich“. Oder nein: indiskutabel.
Eine deutsche Touristin traf ich auch. Sie war zufällig zu diesem Festival gekommen. Sie war gerade auf Rundreise durch Malaysia und schaute sich an dem Tag gerade Kuala Lumpur an. Sie war sehr angetan und nahm wohl auch an einem der vielen Workshops teil. Und da war sie nicht die einzige. Viele Touristen sind wohl eher zufällig auf das Festival aufmerksam geworden, sind über das Gelände geschlendert und haben dann auch an einem der vielen Koch-Workshops teilgenommen.
Die Köche und Kochworkshops des KL Big Kitchen Festivals
Die Kochworkshops waren das eigentliche Highlight des KL Big Kitchen Festivals in Kuala Lumpur. Die Creme de la Creme der malaysischen Köche hatte sich hier eingefunden. Außerdem waren ein paar europäische Sterneköche mit dabei, die offensichtlich durch den Sponsor Electrolux eingeladen wurden.
Die Workshops fanden in einem Zeltbau auf dem Feld statt. Dabei hatten die Gäste die Qual der Wahl, da immer zwei Workshops parallel stattfanden. Davon war immer einer mehr auf „hands on“ ausgerichtet, also auf aktive Mitarbeit der Teilnehmer, der andere war eine Kochpräsentation zum zuschauen.
Der sympathische Christian Mittermeier vertrat die deutschen Sterneköche. Er gehört zwar nicht zu den hierzulande bekannten deutschen Fernsehköchen. Doch ist er in der Runde der deutschen Köche kein Unbekannter. Er gehört ist Mitglied der Jeunes Restaurateurs d’Europe und Inhaber der Villa Mittermeier in Rothenburg ob der Tauber.
Die wunderbar sympathische Isadora Chai kennenzulernen, war für mich persönlich der größte Gewinn – neben Norman Musa. Allein ihr Lebenslauf wäre eine Geschichte wert: als illegale Einwanderin in Europa bei diversen Sternerestaurants zwischen Italien, Frankreich und England gekocht… – aber das würde einige Sterneköche in Schwierigkeiten bringen. Sie betreibt das französische Restaurant „Bistro à Table“, eines der besten Restaurants in Malaysia, sowie das Antara Restaurant, ein malaysisches Restaurant mit französischen Einflüssen.
Hochangesehen in Malaysia, in Deutschland kein Begriff: Jochen Kern ist schon seit vielen Jahren in Südostasien unterwegs. Der Koch lehrt an Hotelfachschulen und ist aktuell Senior Culinary Advisor im EQ Hotel Kuala Lumpur.
Auch er verstand es perfekt, das Publikum einzubinden. Leider hatte er lediglich einen einzigen Workshop und das war auch gleich der allererste. Und danach war Jochen Kern nicht mehr zu sehen gewesen. Gerne hätte ich mich noch länger mit ihm unterhalten.
Anis Nabilah gehört zur Elite der malaysischen Fernsehköche.
Die Kalifornien Claire Ptak ist gelernte Bäckerin, Konditorin und betreibt im Londoner East End ihr Café Violet Cakes. Sie wurde im Vereinigten Königreich berühmt für ihren königlichen Hochzeitskuchen für die Herzogin und den Herzog von Sussex, Meghan Markle und Prinz Harry.
Dr. Ezani ist eigentlich gelernte Zahnärztin und gehört ebenfalls zu den beliebten malaysischen Fernsehköchen.
Ihre Workshops waren sehr beliebt und gut besucht.
Und es machte sichtbar Spaß mitzumachen. Ok, mit Schokolade kochen ist auch extrem köstlich.
Andrew Nutter ist ein absolut cooler, herzlicher und wunderbar durchgeknallter Zeitgenosse, bei dem es absolut Spaß machte zuzuschauen und auch nach den Shows sich zu unterhalten. Sein Restaurant ist in Rochdale, einem Ort zwischen Manchester und Leeds.
Norman Musa ist das Aushängeschild der kulinarischen Szene von Malaysia. Er hat das KL Big Kitchen Festival mit organisiert. Und er ist die wohl schillerndste, bekannteste Persönlichkeit der malaysischen Köche. Zum damaligen Zeitpunkt hatte er sein Restaurant „Ning“ in Manchester, mittlerweile ist er Executive Chef des Wah Nam Hong Restaurant in Leidsenhage in den Niederlanden.
Natürlich waren die Kochshows von Norman Musa die beliebtesten und am besten besuchten. Norman versteht es auf eine sehr sympathische, lockere und lehrreiche Art, seine Kochshowteilnehmer an die malaysische Küche heranzuführen. Wer gerne malaysisch kochen lernen möchte, dem empfehle ich sehr, bei Norman einen Kochkurs zu belegen.
Will Meyrick ist ein in Portugal geborener schottischer Koch, der schon seit langem auf Bali lebt. Er betreibt sechs Restaurants in Südostasien.
Sehr beeindruckend: Die Königin von Malaysia verlässt die Eröffnungszeremonie in einem Maybach. Eine wunderschöne, elegante Limousine. Bei einer Königin hätte ich eher einen Rolls-Royce erwartet. Aber warum denn nicht auch eine Limousine aus Deutschland.
Tourism Malaysia lancierte die Kampagne Visit Truly Asia Malaysia 2020 mit dem Ziel, die Wahrnehmung Malaysias als Reiseland zu steigern und 2020 30 Millionen internationale Ankünfte zu erreichen. Im Zuge der Kampagne ist Malaysia in den ausgewählten Quellmärkten weltweit mit Werbemaßnahmen aktiv. Dazu zählen Kooperationskampagnen mit Reiseveranstaltern, Airlines und anderen strategischen Partnern ebenso wie Pressearbeit oder Social Media Marketing.
Auch sind im Laufe des Jahres über 100 Veranstaltungen geplant, darunter das Chinesische Neujahrsfest in Malakka, Iftar in Kuala Lumpur, Royal Floria Putrajaya, Light and Motion in Putrajaya, das Terengganu Beach Festival, das Tadau Ka’amatan Harvest Festival in Penampang, Sabah, das Rainforest World Music Festival und das Borneo Arts Festival. Ein detaillierter Eventkalender ist hier zu finden.
Ein herzliches Dankeschön an Norman Musa sowie Visit Malaysia und Visit Kuala Lumpur, Malaysian Airlines und das Hotel Majestic Kuala Lumpur. Es waren vier sehr intensive Tage. Zu gerne wäre ich noch länger geblieben. Und einiges wird für immer unvergesslich bleiben. Schliesslich habe ich ein Teil meines Herzens hier verloren. Und noch viel lieber würde ich auch andere Regionen von Malaysia kennenlernen. Doch das dann gerne ein anderes Mal.
Andere Eindrücke findet Ihr bei den Kollegen, die auch dabei waren:
- FoodGoblin von Erin aus Manchester
- Wanderbites von Ruby aus Indonesien
- Thanis Lim aus Brunei
Und das schreiben andere Medien:
- Select Traveller
- Travelknots
- TimeOut Magazine
- Rochedale Online
- Gaya Travel
Auf Le Gourmand – Das Geniesser-Magazin bereits erschienen: