Hotels sind toll. Ich wohne gerne in Hotels. Dort kann man vor allem Dinge tun, die man zuhause nicht macht. Zum Beispiel ein Bad nehmen. Allerdings sollte man sich das Schaumbad vorher in einer Drogerie besorgen, denn oft taugt die Shampoo- und Duschseife höchstens zum Hände waschen. Ganz besonders gerne habe ich die weit verbreitete, gelbe Flüssigkeit, die wie ein Fliesenreiniger riecht. Was soll’s. Hauptsache es macht sauber.
Unser Gastautor Wolf-Thomas Karl gehört zu den vielreisenden Beratern, hat sich mithin durch diverse Hotelbetten geschlafen. Und schrieb sich diese Glosse von der Seele.
Nach dem Vollbad auf Hotelkosten sich dann einfach durch die blütenweißen Handtücher wühlen. Da helfen auch nicht die mahnenden Worte auf dem obligatorischen Warnaufkleber neben dem Waschbecken. Man soll die Umwelt schonen und das Handtuch mehrmals benutzen. Und überhaupt, eigentlich ist der Gast ja der Umweltsünder. Da läuft beispielsweise beim Einchecken der Fernseher schon zehn bis fünfzehn Minuten, nur weil der Gast sich nicht beeilen kann, um den endlich wieder abzuschalten. Aber besser von einem Flimmerkasten persönlich begrüßt werden als gar nicht. Warum macht man das eigentlich? Wahrscheinlich, weil der Versuch aus lauter Verzweiflung den Fernseher abzuschalten, immer mit der Betätigung Schmuddelfilmchentaste endet und dann 25 Euro fällig sind. Wer streitet schon gerne am Empfang öffentlich ab, Gruppenkamasutra eins bis drei nicht gesehen zu haben. Glaubt einem doch eh keiner.
Auf dem Zimmer angekommen, fällt mir dann immer erst ein, dass ich ja einen Internetzugang brauche. Bei der Suche nach einem eventuellen Hinweis im Zimmer selbst stelle ich dann in der Regel fest, dass ich so gut wie nie das Glück habe, irgendwelche Pralinen, Champagnerflaschen, Obstkörbe oder opulente Blumenbouquets auf dem Schreibtisch vorzufinden. Obwohl das immer so schön auf den Hotelprospekten abgebildet wird.
Vielleicht ist es auch die Rache vom Hotelier, weil ich wieder auf irgendeinem Ramschportal mein Zimmer gebucht habe. Eigentlich habe ich das ja verdient. Schließlich kann man sein Zimmer auf der Website des Hotels selbst buchen. Es sei denn, der Hotelier hat wieder vergessen, die Zimmerraten nicht 50 Euro teurer zu machen, als auf sämtlichen anderen Buchungsportalen.
Enttäuscht lasse ich mich gerne auf das Bett fallen. Ja, man hat es nicht leicht. Aber es gibt ja noch zum Glück die Minibar. 12 Gramm Erdnüsse für 3,90 Euro und ein Fläschchen Wasser für 6,50 Euro. Nach der Stärkung kann ich mich dann auch wieder sammeln und an der Rezeption nach dem WLan-Zugang fragen.
Gott sei Dank haben sich viele Hoteliers dazu entschlossen, dem Internetzugangsraubritterzug ein Ende zu setzen. Obwohl in so manchem Hotel der WLan-Zugang für 24 Stunden fast so teuer ist wie eine Hotelübernachtung in Berlin. Ganz besonders vorbildlich finde ich immer die Damen und Herren vom Empfang, die einen gleich bei der Anreise fragen, ob ein Internetzugang benötigt wird. Das ist großes Kino. Schließlich muss man ja sofort bei Foursquare/Swarm einchecken und schauen, was die Facebook-Freunde gerade anstellen. Da wird dann gepostet. Hemmungslos. Wer hat das schönste Zimmer, den tollsten Pool oder ein Telefon neben der Toilettenschüssel.
Doch hier ist schnell zu erkennen, wer wirklich ein Vielreisender ist. Der Wenigreisende postet das Doppelwaschbecken, den Hairconditioner oder flippt aus, wenn er die sexy Frotteeschläppchen mit dem goldenen Logo vom Hotel vor dem Bett stehen hat. Der Vielreisende hingegen postet morgens gerne die drei Kilogramm Rührei auf seinem Teller und den pseudofrischen Obstsaft sowie zwei Löffel fettarmen Joghurt inklusive einem Arrangement aus Eimerobst. Das lächerliche Ensemble wird gerne durch eine bekannte Tageszeitung gekrönt, deren Lesern ein besonders hohes Maß an Intelligenz zugeschrieben wird. Dumm nur, dass meistens darunter eine bekannte Boulevardzeitung hervorlugt.
Ja, Hotels sind eine feine Sache. Man erlebt immer so viel. Ich verstehe schon, dass so mancher Promi gerne in einem Hotel lebt. Ich habe als Kind immer davon geträumt. Schuld waren meine Großeltern. Die sind immer in die tollsten Hotels gereist. Und da war dann noch diese Serie aus den 90ern. Hotel Paradies. Grit Böttcher als Hoteliersgattin, die immer alle Gäste auf dem hoteleigenen Bootsanleger überschwenglich begrüßte und wahllos und im Überfluss an Krethi und Plethi rote Rosen verteilte, während der Hoteliersgatte fiese Verbrecher entlarvte und luftige Anzüge mit geschmacklosen Krawatten trug. Das waren noch Zeiten. Und heute? Heute gibt es die Volkstümliche Hitparade und Urlaubshotels mit Flatrates für die Hotelbars. Komasaufen für die Silverager und deren Enkelkinder.
Der Generation Y hingegen reicht im Prinzip ein WLan-Zugang. Wo wir wieder beim Thema wären. Aber auf einer Geschäftsreise mache ich mir eher weniger Gedanken um ein Urlaubshotel. Ich bete und hoffe eher, dass für meine Veranstaltung am nächsten morgen alles gut vorbereitet ist. Meistens prüfe ich das bereits am Abend der Anreise. Dann lässt es sich besser schlafen. Schließlich gilt es zu verhindern, dass ich schon vor dem Frühstück hektisch nach Steckdosen im Veranstaltungsraum suchen muss, mit den vermeintlichen Lichtschaltern den Feueralarm auslöse oder einer Gruppe aus Nachhaltigkeitsexperten zum Dinner Foie Gras, Lachs und Schildkrötensuppe servieren lasse. Läuft dann doch alles gut ab, schenke ich den Mitarbeitern gerne Süßigkeiten oder Bücher aus unserem aktuellen Verlagsprogramm. Obwohl ich das nicht darf. Das gibt Ärger von den Compliance Sheriffs. Damit ist nicht zu spaßen! Früher wurden die wirklich guten Deals noch bei Champagner und Beluga mit leichten Damen abends im Hotelwhirlpool gemacht. Und heute? Nur noch ein feuchter Händedruck. Wo soll das noch hinführen. Aber ein Umschlag mit bunten Scheinen geht immer. Oder Ist Trinkgeld auch Bestechung? Ich muss mich endlich mal besser informieren.
Bei der Abreise vergesse ich in der Regel gerne die Hälfte im Hotelzimmer. Vor allem diese doofen Kleiderbügel ohne Haken. Die muss man immer solange in diese Vorrichtung reinfummeln und sind zuhause einfach nicht zu gebrauchen. Schrecklich. Die Hoteliers werden immer raffinierter! Daheim angekommen, nehme ich mir dann als Veranstalter auch gerne die Zeit, dem Hotelier ein entsprechendes Feedback zukommen zu lassen. Nur versteht das so mancher als persönlichen Angriff. Das verstehe wer will. Wenn ich es wirklich böse meinen würde, so würde ich auf irgendein Bewertungsportal meinen Senf abgeben. Denn davon hätte ich deutlich mehr, als mir diese Arbeit zu machen. Es soll ja auch Gäste geben, die damit den Hotelier erpressen. Das empfinde ich als richtig feige. Die sollten sich zur Strafe bis an Ihr Lebensende mit dem Body Press & Wash Fliesenreiniger die Haare waschen.
Unser Gastautor Wolf-Thomas Karl ist Unternehmensberater, Marketing-, PR- und Social Media Spezialist und Partner der Agentur Karl & Karl.