Nur noch bis Anfang April wird in Treviso in der “Casa dei Carraresi” die einzigartige Ausstellung “Canaletto. Venezia e i suoi splendori” zu sehen sein. Nach “Ottocento veneto. Il trionfo del colore” und “Venezia ‘900” wird die Hommage an die venezianische Kunst mit einem Event fortgesetzt, das für das breite Publikum bis April 2009 angeboten wird. Diese Ausstellung soll nach dem Wunsch der Organisatoren der Auftakt zu einer Reihe großer Ausstellungen sein, der Beginn des Kunst-Tourismus nach Treviso und Venetien. Der Wunsch ist es, mehr Touristen wegen der Kultur nach Venetien zu bringen, nicht nur wegen der – ohnehin bekannten Weine, dem Essen und – ja, natürlich: Venedig.
Über vierzig Jahre nach der Retrospektive “I vedutisti veneziani del Settecento”, die im Dogenpalast in Venedig zu sehen war, wird nun ein außergewöhnlicher Überblick über die venezianische Vedutenmalerei, die spektakulärste Kunstrichtung im 18. Jahrhundert, gegeben. Es werden 93 große Werke gezeigt, davon allein etwa 30 Werke, die noch nie in Italien zu sehen waren. Diese Ausstellung wurde von 23 Experten unterschiedlicher Museen aus der ganzen Welt zusammengetragen. Es ist wohl die weltweit einzigartigste Ausstellung venetianischer Künstler in ihrem Kontext. Denn noch nie hatte man bisher die Gelegenheit gehabt, die zwei von Graf Gergy in Auftrag gegebenen Gemälde, die heute jeweils in Moskau und St. Petersburg aufgebewahrt sind, nebeneinander zu bewundern. Außerdem vereint die Ausstellung Veduten, die sonst in Venedig, Dresden sowie Upton House hängen.
So wie im Fall der Vedute hat das Subject bisher noch nie so stark ein Genre bestimmt, fast als ob die Vedutenmalerei entstanden wäre, um Venedig vor seinem Niedergang zu feiern. Die einzigartige Beschaffenheit der Stadt, die aus dem Wasser emporragt und damit allen physikalischen Gesetzen widerspricht, macht sie zu einem wahren
Wunder, einer ohne die Hilfe der Fantasie Wirklichkeit gewordenen Illusion. Die Vedutenmalerei ist das Ergebnis der Beobachtung, der die Camera Obscura eine punktuelle Objektivität verleiht.
Noch heute fasziniert die persönliche Art und Weise, in der die einzelnen Meister sich in einer Kunst versuchten, die nur scheinbar der getreuen Darstellung von Räumen und Gebäuden gewidmet war. Denn jeder Maler weist originelle Eigenschaften auf, so dass ein veränderter
Bildausschnitt, die Atmosphäre selbst oder auch die einfache Ausführung die persönliche Poesie verraten. Absoluter Hauptfigur dieser Ausstellung ist Canaletto.
Sein Augenmerk für das Licht, verbunden mit der natürlichen Fähigkeit der räumlichen Weitung, führt dazu, dass das Wasser die Szenen unangefochten beherrscht, was Canaletto zum Interpreten der Vedutenmalerei schlechthin macht. Mit unnachahmlicher schöpferischer Inspiration schafft er im Laufe seines Künstlerlebens einige sehr geglückte Ansichten, die das Bild, das wir uns von Venedig machen, in den kommenden Jahrhunderten prägen sollten: die Rialto-Brücke, die Riva degli Schiavoni, die verschiedenen Ansichten des Canal Grande, der Markusplatz und seine Mole, aber auch der Markt am Rialto und Campo San Giacometto. Neben dem großen Meister werden alle anderen Protagonisten der Vedutenmalerei zu sehen sein: Luca Carlevarijs, Michele Marieschi, Francesco Guardi und Bernardo Bellotto.