Traumhafte Sandstrände, klein, nahezu unberührt: Coco Island ist sicherlich eine der schönsten Inseln im Indischen Ozean. Vermutlich heißen auf der ganzen Welt schätzungsweise mehrere Tausend Inseln, die Coco Island oder ähnlich heißen, schließlich ist ja die Kokospalme kein besonders seltenes botanisches Element in feuchtwarmen tropischen und Bereichen. Eine der sicherlich schönsten, aber wenig bekannten Kokosinseln befindet sich im „Großraum“ Mauritius.
Präziser gesagt, liegt die Ile Coco (oder Ile aux Cocos) nur etwa 4 km von der Insel Rodrigues entfernt, und wer die auch nicht kennt, dem sei gesagt, dass es sich um die kleine Schwesterinsel von Mauritius handelt. Rodrigues, etwa 650 km östlich von Mauritius gelegen, spricht man übrigens wie „Rodrig“ aus, allerdings kann sich das etwas unterschiedlich anhören, je nachdem ob man mit Menschen englischer oder französischer Abstammung spricht.
Man erreicht Rodrigues von Europa kommend via Mauritius, entweder mit Condor von München /Frankfurt oder mit Air France/Air Mauritius mit Zwischenstation in Paris–Charles de Gaulle oder mit Emirates mit Stopp in Dubai. Das dauert zwischen 11 und 12 Stunden, je nach Zwischenstopp auch länger. Angekommen auf dem mauritianischen Flughafen mit dem komplizierten Namen Sir Seewoosagur Ramgoolam (SSR) International Airport of Mauritius, steigt man in kleinere Maschinen um und fliegt mit Air Mauritius in ungefähr 90 Minuten zu dem putzigen kleinen Flughafen Sir Gaetan Duval (RRG) Airport auf Rodrigues, der abgesehen von den Start- und Landezeiten (angesteuert wird der Airport dreimal pro Tag), immer ziemlich verschlafen daliegt.
Auf Rodrigues gibt es mittlerweile einige Hotels aller Kategorien, der Tourismus hält sich aber noch sehr in Grenzen, vor allem weil die Insel nicht so reizvolle Strände wie die Hauptinsel Mauritius hat. Besonders viel gibt es für die Touristen auf Rodrigues auch nicht zu sehen oder zu besuchen, aber ein sehr, sehr netter Ausflug, den auch die Einheimischen oder die lokalen Touristen von Mauritius gerne unternehmen, führt zur Kokosinsel.
Man startet von der Westküste von Rodrigues unweit der Ortschaft Baie du Nord, am Pointe Diable. Dort liegen immer bunte Pirogen für 6 Personen, die in etwa anderthalb Stunden gemächlicher Fahrt das Coco Island erreichen – bzw. erreichen sollten.
Coco Island: Wenn mal der alte Motor ausfällt…
Tatsächlich ist das aber nicht unbedingt sicher, weil die etwas bejahrten Motoren gelegentlich unerwartet während der Fahrt ihren Geist aufgeben. Dann versuchen die Bootskapitäne, die sich mit den Motoren sehr gut auskennen, das Problem pragmatisch, heißt: irgendwie, zu beheben. Manchmal versuchen sie das auch mehrere Male, weil die Motoren, wie gesagt, alt und nicht mehr sehr zuverlässig sind. Und wenn das überhaupt nicht klappt, ist das in unserer technischen Zeit aber auch kein großes Problem, weil der Bootsführer per Handy einen seiner Kollegen-Freunde-Bekannten-Familienangehörigen anruft, der mit seinem Boot kommt und den havarierten Kutter ins Schlepptau nimmt. Man hilft sich gegenseitig, schließlich kann das jedem passieren.
Daher ist das größere Problem für Touristen eigentlich die sehr intensive Sonne, mit anderen Worten, wer seinen Sonnenschutz vergessen hat, wird dies bitter bereuen.
Die Ile Coco ist klein, nur etwa anderthalb Kilometer lang und 300 Meter breit. Sie liegt innerhalb einer fantastisch schönen Lagune, wie man sie sich nicht schöner vorstellen kann. Auf dem Coco Island angekommen, wird man feststellen, dass immer Dutzende Boote hübsch und bunt nebeneinander festgemacht haben – weil diese Inseln so etwas wie familiäre Picknickinseln erster Klasse sind.
Alle, die dorthin fahren, nehmen ordentlich Vorräte aller Art mit (Fleisch ist nicht erlaubt), und dann fängt ein stundenlanges Schmausen und Plauschen an, bevor man anschließend im türkisfarbenen warmen Wasser plantscht und spielt. Schwimmen hat keinen Sinn, weil das Wasser höchstens knietief ist, man die Bäuche vom Picknick voll hat, und die Einheimischen sowieso traditionellerweise keinen großen Spaß am Schwimmen haben, von den scharfen Korallen, die bös‘ verletzen können, ganz abgesehen.
Coco Island: Picknick mit Vögeln auf der Insel
Die Touristen, die hier anlanden, können allerdings eine große und vielleicht einzigartige Sehenswürdigkeit wahrnehmen. Die Kokosinsel ist – wie die benachbarte Ile aux Sables – nämlich auch eingetragenes Vogelschutzgebiet. Daher ist sie auch als Ile aux Oiseaux bekannt. Sie ist die Heimat unter anderem für die hier sehr häufige Noddy-Seeschwalbe, die weisse Feenseeschwalbe, die Rußseeschwalbe, den Fregattvogel.
Hier brüten im Sommer viele Vögel, geschätzt sollen es 4.000 bis 5.000 sein, und besonders die Noddy-Schwalben scheinen sich auch nicht großartig stören zu lassen, wenn sich nur wenige Meter neben ihren Brutplätzen Picknicktouristen fröhlich unterhalten, laute Musik von der Konserve spielen, Ballspielen und dergleichen mehr. Natürlich muss ein gewisser Abstand eingehalten werden, sonst wird auch der friedfertigste Noddy aggressiv und verteidigt seine Brut. Die Nester finden sich nämlich nicht nur in den Bäumen, sondern auch, und ziemlich oft, im Sand.
Diese Koexistenz von Tourismus und Vogelschutz in einem Naturschutzreservat wäre in Europa oder Nordamerika wohl ziemlich undenkbar. Hier ist sie aber möglich. Natürlich ist das kein kleines Problem, weil man ziemlich aufpassen muss, dass man nicht auf Eiergelege tritt. Darauf achten – soweit möglich – zwei ständig anwesende Ranger von der Vogelschutz-Station , die auch kurze Führungen entlang eines Teils der Küste anbieten – für ornithologisch interessierte Touristen und solche, die einfach schöne Fotos machen wollen.
Etwa um 4 Uhr nachmittags fängt der allgemeine Aufbruch an und ein Boot nach dem anderen beginnt die Rückfahrt nach Rodrigues. Und wenn man Glück hat, verläuft die auch havarielos.
Der day trip (die Boote warten immer zusammen mit den Ausflüglern drei bis vier Stunden auf der Kokosinsel) kostet etwa 50 $ (Kinder 25 Euro) und lohnt sich wirklich. Für Touristen wird das Ganze inklusive Lunch (natürlich auch Seafood) angeboten, so dass man nichts mitnehmen muss – außer den schon erwähnten Sonnenschutzmitteln und entsprechenden Kopfbedeckungen.
Service:
- Rodrigues Tourismus
- Condor
- Air France
- Air Mauritius
- Emirates
Rodrigues: Sinnliche Stunden im Botanischen Garten
2 comments
Ich habe mir auch gleich überlegt, wo Coco Island wohl liegt! :-)
Der Name ist ja naheliegend für viele Inseln. In der Ecke war ich noch nicht. Traumhafte Fotos! Und so ein Picknick mit Vogelbeobachtung stelle ich mir super vor.
Ja, das habe ich mir auch gedacht, als der liebe Kollege Kagelmann mir den Artikel zugesandt hat. Traumhaft, wunderschön und einfach begehrenswert, auch dort zu sein. Zu gerne würde ich jetzt auch wissen, wie er die anderen Tage dort verbracht hat… =:)