Sie halten die Gläser gegen das Licht, um den optischen Eindruck zu prüfen. Sie schwenken die Gläser, sie riechen. Und sie trinken. Ganz kleine Schlucke nur. Schließlich warten 1.366 verschiedene Biere aus aller Welt auf die Bewertung durch die 102 ausgewählten Bierexperten – zumeist Braumeister und Bier-Sommeliéres – die kürzlich in der Brauakademie Doemens in Gräfelfing zusammengekommen sind. Erst nach zwei langen Verkostungstagen stand fest, welche Biere 2012 mit Gold, Silber oder Bronze beim 9. European Beer Star dekoriert werden. Veranstalter von einem der größten und bedeutendsten Bier-Wettbewerben der Welt ist der Verband der Privaten Brauereien.
Der Verband der Privaten Brauereien setzt sich in letzter Zeit verstärkt für eine moderne Kommunikation und ein anderes Bier-Verständnis ein. So war ich kürzlich erst zu einem Bier-Menü eingeladen, bei dem Beer-and-Food-Pairing im Vordergrund stand. Mit 271 Bieren ist der Wettbewerb 2004 gestartet und verzeichnet seitdem Jahr für Jahr rund 20% mehr eingereichte Biere. Die 1.366 Biere aus 45 Ländern aller Kontinente sind ein absoluter Rekord, der selbst den Veranstalter überrascht. Die Gewinner werden am 14. November auf der Messe Brau Beviale in Nürnberg bekannt gegeben.
Blindverkostung nach Farbe, Geruch und Geschmack
Bei der Brau-Akademie Doemens stand seit Wochen alles unter dem Eindruck des European Beer Stars: Zahllose Helfer, überwiegend Studenten der Akademie, haben die Biere entsprechend sortiert, kategorisiert und in Kühlcontainer für die Blind-Verkostung gelagert. Insgesamt rund 20.000 Flaschen. Darunter so vertraute Sorten wie Hell, Märzen oder Weißbier, aber auch Sorten wie Triple, Stout oder Porter, die bei uns noch weitgehend unbekannt sind. Allesamt aber zwingend Biere europäischer Brauart, das geben die Bedingungen des European Beer Star so vor. Teilnehmen können aber Brauereien in aller Welt.
Die etikettierten Flaschen bekommen die mehr als einhundert Verkoster natürlich nicht zu sehen. Ihnen werden die Biere in neutralen Gläsern aufgetragen. Und dann entscheiden sie – wie der Verbraucher – nach rein sensorischen Kriterien, wie sie jeder Biertrinker kennt: Farbe, Geruch, Schaum und natürlich Geschmack.
„Der European Beer Star ist heute weltweit ein anerkanntes Qualitätssiegel“, weiß Roland Demleitner vom Bundesverband der Privaten Brauereien, „und fast alle Brauereien nutzen das für ihre Kommunikation.“ Demleitner kennt viele Brauereien, die ihren Ausstoß um über 10% steigern konnten, seit der „Star“ auf dem Etikett prangt. Oder welche, die binnen Tagen ausverkauft waren, weil das Fernsehen über die errungene Goldmedaille berichtet hatte.