Siegfried Rockendorf, Siegfried Stier, Dieter Bock: Drei große deutsche Gastronomen bzw Hoteliers starben alle den gleichen, grausamen Tod. Erstickt. Erwürgt. Erschlungen. Zu schnelles Essen ist ungesund, ja tödlich. Und offensichtlich ist es eine Berufskrankheit. Eigentlich bei Köchen. Doch jetzt erstickte einer der großen deutschen Hotelinhaber. Bereits am 12. Mai 2010 im Atlantic Kempinski Hamburg verschluckte sich Dieter Bock an einem Stück Fleisch in seinem Hotelzimmer. Auf die gleiche tragische Weise starben bereits die beiden Berliner Spitzenköche Siegfried Rockendorf im Dezember 2000 sowie Siegfried Stier im August 2003.
Dieter Bock war eine schillernde, umstrittene Figur in der deutschen Hotellerie. Mit seinen Unternehmen Advanta bzw Octavian war er Eigentümer bzw. Betreiber mehrerer Hotels der Kempinski-Gruppe. Soweit ich mich erinnere hatte er diese Immobilien von Kempinski gekauft und in einem Sale & Lease-Back-Verfahren teuer wieder an die Hotelgruppe verpachtet. Der Mietzins war allerdings deutlich überhöht, so dass sich die Vertragspartner über Jahre hinweg vor Gericht stritten. Gleichzeitig ist bzw. war er Mitinhaber der Marketingagentur CP Forum in München, zusammen mit dem Kempinski-Regional-Hoteldirektor Uwe Klaus. Die Hotels, deren Holding Uwe Klaus vorsteht, also die Kempinski Hotels Taschenbergpalais Dresden, Schloss Reinhartshausen, Atlantic Hamburg, Bristol Berlin sowie das Hotel Gravenbruch in Frankfurt, waren zweitweilig Kunden bei CP Forum für Marketing und PR-Maßnahmen. Außerdem waren genau diese Häuser beim Streit mit den Leading Hotels of the World betroffen.
Doch Dieter Bocks Leben ist weitaus schillernder als diese jüngsten Geschichten. Er war im Schatten von Tiny Rowland bei der London Rhodesian Mining Company (LonRho) groß geworden. Er stieg bei Lonrho ein, nahm das Unternehmen auseinander, brachte Tiny Rowland zum Rücktritt und stieg dann wieder komplett aus. Seine zwischenzeitliche Übernahme der Kempinski Hotels brachte ihm die Hotel-Immobilien ein. Die Hotelkette verkaufte er dann an das thailändische Königshaus. Wie undurchsichtig das Finanz- und Firmengeflecht von Dieter Bock war, darüber gibt dieser Artikel im Focus von 1995 einen guten Einblick. Ein gutes Portrait steht hier im Spiegel über den damals „reichsten Deutschen“. Und einen weiteren treffenden Einblick in das Leben des Dieter Bock findet sich hier (Ursprung wohl die FAZ). Kurze Nachrufe finden sich heute in der SZ und im Spiegel.